"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Blick/e

Geschärfter Blick

Ein langes Leben schärft den Blick
und schält betrachtend Stück für Stück
an dem, was sich dem Auge stellt,
den Kern heraus, den es enthält.

Mag auf den ersten Blick der Schein
auch   n o c h    so tief bewegend sein
–er hält der Prüfung doch nicht stand,
wird er zum blendenden Gewand.

Die kleinste   Geste macht oft klar,
wess' Geistes letztlich   jener   war,
der sie in dem Bemühen führt,
dass sie die andern lenkend rührt.

Im ganzen Bild zeigt das   Detail,
wie brüchig oft und   gar   nicht   heil
das   ist, was sich   erst   dann   enthüllt,
wenn der Betrachter jedes Bild

Nicht   für   den   Augenblick   gewinnt,
wenn er vielmehr im Schauen sinnt
bei Schichten, die er freigelegt,
was dessen Schöpfer   wirklich   hegt.

Versiertem Blick, geschultem Ohr
macht   kein   Agieren mehr was vor,
wenn hinter einem Maskenbild
sich abgrundtief der Kern enthüllt,

der   – wenn man's mit Distanz bemisst –
Beweggrund für das Mimen ist.

Lebenerhaltender Blick

Die Augen offen halten
aufgrund der Ahnung und Befürchtung,
dass sie sich nicht mehr öffnen werden,
wenn sie einmal geschlossen sind
dies hält verglimmendes Leben
am Leben.

Die richtige Bildschärfe

Wer schon   "zu tief ins Glas geguckt",
spürt, wie er erst zusammenzuckt,
wenn dann ein gutgemeintes Bild
den "Tief - gang" seines Blicks enthüllt.

Dort vor dem Spiegel dann danach ,
als neu der Blick   d e m Blick entsprach,
der ihm von dort entgegensah,
schien   Harmonie dann wieder da.

Wer (sich) zu früh "ein Bild gemacht",
hat dabei meistens nicht bedacht,
dass die Distanz - bewusst und klar -
in   d i e s e m   Fall meist besser war !

Entscheidende Blicke

Uns wird bald unwohl unter Blicken,
die das Gefühl im Keim ersticken
und andere kalt von sich halten,
statt Miteinander zu entfalten.

Sobald uns Blicke Brücken werden
und, die sie senden, zu Gefährten,
keimt Mut, das Leben neu zu wagen,
da wir uns gegenseitig tragen.

Blick auf Erholung

Den Blick
auf Erholung richten
bedeutet bisweilen :
auf alles verzichten,
an dem wir uns
im Leben
aufzureiben pflegen
– Berichte in Medien
beispielsweise.

Abstand halten ist dann
keine Welt-Flucht,
sondern Rück- zug,
um dem Vor - zug zu geben,
was uns kräftigt
für die Zeit danach.

Blühende Bäume

Wir ziehen unter blühenden Bäumen
und möchten keinen Blick versäumen
in neu entdeckten Paradiesen.
Von blumenübersäten Wiesen
schwingt sich das Auge zu den Höhen,
wo wir den blauen Himmel sehen,
der diesen Anblick fürstlich krönt
und unser Auge so verwöhnt.

Blütezeit

Du blühst dort auf,
wo dein Wirken
geschätzt wird.
Hieraus erwachsen
jene Früchte,
die nicht nur dich selbst,
sondern auch andere
zu nähren vermögen.