"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Dichter

Ante- hum statt post- hum

Ein Dichter hat einst viel geschrieben,
ist allen lobenswert geblieben,
die ihn posthum zum Himmel heben.
Es hätt' ihm    m e h r    genutzt im Leben,
wenn die , die ihn zeitlebens loben,
ihn mancher Sorgenlast enthoben,
indem sie auch sein Werk   e r w e r b e n ,
statt ihm den Spaß dran zu verderben,
indem sie zwar sein Schaffen sehen,
doch achtlos daran vorübergehen.

Im Dichtergiebel

Man vergisst im Dichtergiebel
nicht die Welt und all ihr Übel,
leidet   d o c h   mit Schritt und Tritt
–allerdings meist machtlos – mit

–insofern   kein   „dichter Giebel“,
der uns dort von allem Übel
–mit uns einig – ferne hält
trotz der Not in aller Welt.

Nur   im   Giebel,   in der Mitte
des   Taifuns gelingen Schritte,
um in Ruhe   das   zu sagen,
was uns nottut in den Tagen.

Dichter - Liebe

Für einen Dichter heiß zu glühen
– dies heißt   nicht   immer : nachvollziehen
Komplexes, das man in ihm findet,
und   jedes   Denk-Ziel, wo   e r   mündet.

Für viele gilt: aus seinem Leben
die   Worte,   die uns Heimat geben,
wie Wasser aus dem Brunnen schöpfen.
Bei allen hochbegabten Köpfen,

die seitenlang sein Wirken deuten
– ein Dichter bleibt auch   jenen   Leuten,
für die er einfühlsam geschrieben,
auf ewig wert, weil sie ihn   lieben.

Leeres Blatt

Leeres Blatt vor mir – du schweigst.
Konsequent, die du dich zeigst,
bleibst du stumm und   doch   gefasst,
wenn du nichts zu sagen hast.

Hielte   jeder   sich zurück
so wie du –   es wär’   das Glück,
weil die Welt nur noch erfährt,
was der Äußerung auch wert.

Bewährtes Stilmittel

Ein Dichter dichtet fest drauf los
und wählt die Worte grandios,
sodass die Hörer fasziniert,
wobei mit Wortschwall er kaschiert,,
dass inhaltlich er in der Tat
im Grunde nichts zu sagen hat !
Klingt seine Rede schießlich aus,
erhebt sich tosender Applaus .
(Pause)
Wenn mir dies hier nun widerfährt,
hat sich   d i e   Masche wohl bewährt !

Heilung

Am Schreiben, bei dem wir verweilen,
wird unsere Seele selber heilen,
wenn wir den Schmerz aus seinem Fließen
gefasst in klare Zeilen gießen,
um gleich dem Aderlass zu lösen,
was uns im Hals ein Kloß gewesen.

Innere Notwendigkeit

Wenn manche bei dem, was wir schreiben,
auch bislang unerreichbar bleiben
–   wir müssen unserer Stimme folgen
und – scheinbar über allen Wolken –
das schreiben, was das Herz diktiert,
das uns hierbei die Feder führt
– ganz gleich, ob es um uns der Welt
von seinem Stil her auch gefällt.