"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Glaube

In einer Kirche

Wir setzen uns in eine Kirchenbank
und lassen alles sich setzen,
was der Alltag davor
in uns aufgewirbelt hatte.

Wir erspüren den Sinn,
den unser Lebensweg
bis hierher in sich trug.

Wir stellen die Frage,
wohin danach unser Weg
weiterführen wird.

Wir begeben uns vertrauensvoll
an die Hand dessen,
der uns – oft unbemerkt –
leitet und unserem Ziel entgegenführt.

Abkommensversuch

Wir versteh'n aus unserer Sicht,
was DU verfügst und zulässt, nicht.
DU wirkst nach DEINEM eigenen Plan.
Wir zweifeln zwischendurch daran.

Gestehe uns den Zweifel zu,
dann lassen wir Dich auch in Ruh'.
Doch rechne dann auch nicht damit,
dass wir auch künftig jeden Schritt
bejahen und Dir unterschreiben.
Ein jeder will authentisch bleiben.

Wer recht behielt zu seiner Zeit,
erweist wohl erst die Ewigkeit.

Glaubens-Frage

Reim-Form

Naturgesetz ist in der Welt
das Eine, was in Atem hält,
das Andere, dass Himmelsmacht
gar kein Vertrauen mehr entfacht,
dass   sie die wirklich Guten schützt.
Die Frage, was ein Glaube nützt,
wenn alles doch zugrunde geht,
ist das, was stumm vor Augen steht.

Offene Form

Naturgesetze sind das Eine,
was uns in der Welt
in Atem hält,
die Erfahrung,
dass eine Macht über uns
kein Vertrauen mehr
erweckt darauf,
dass sie wirklich
die Guten schützt.
Was nützt der Glaube
an die Macht,
wenn doch alles
zugrunde geht ?

Gebäude-Test

Ob das Fundament
noch trägt

ob die Mauern
noch bergen und wärmen

ob die Türen
noch einladend wirken

die Fenster
sich noch öffnen lassen
für das Leben um uns

um denen Rast,
Geborgenheit,
Heimat zu geben,
die derer bedürfen

– dies sind Anhaltspunkte dafür,
ob unser Glaubensgebäude
noch den Anforderungen
der Gegenwart entspricht.

Was zählt

Wenn   eine   Hiobsbotschaft jene vor ihr jagt
und selbst der Gläubige allmählich sachte fragt,
wo   jener   war, der doch den ganzen Lauf der Welt
dem Glauben nach in seinen güt'gen Händen hält,

dann   fragen sich die Guten :"Ist es nicht genug ?",
die unermüdlich jederzeit die Hand am Pflug
behalten, um zu retten, was zu retten ist.
Doch immer kürzer wird dazwischen ihre Frist.

Bewegt die höchste Macht bei diesem grausam Spiel,
wir Menschen, wir vergäßen schnell zu viel,
was uns beharrlich zur Besinnung rufen soll ??
Die Zeichen mehren sich: Das Maß ist längst schon voll!

Gilt Betern und den Guten wirklich das   Gewicht,
–das ihnen durch die Zeiten Hoffnung stets verspricht
dann wäre es allmählich   wirklich   an der Zeit,
dass Durchbruch zu dem Guten dauerhaft befreit !

Nicht, wer Vergessen und wer leere Worte wählt,
nur,   wer sich wandelt und auch handelt – jener zählt !

„Herr der Welt“ (??)

Was ist dies für ein „Herr der Welt“,
der bei soo vielem stille hält,
was in der ganzen Welt geschieht,
der auch so manchen, der sich müht,
scheinbar im Regen stehen lässt ?

Der Glaube bleibt   oft im Geäst
des Zweifels hängen und erfragt,
warum sich mancher redlich plagt
und doch Erfolg in Sternen steht,
indess es oft   dem besser geht,
der sich um nichts und niemand schert
und nur den eigenen Vorteil mehrt.

Verständlich, dass uns Zweifel treibt,
wenn soo viel unverständlich bleibt.
Wohl erst nach unserem Erdenlauf
geht uns der Sinn des Ganzen auf.

Glaubens-Versuch

Es gilt
die Macht über uns
gnädig zu stimmen.
Ob sie dieses Bemühen
honorieren wird,
bleibt abzuwarten.

Bisweilen müssen
ausgerechnet die
vorzeitig gehen,
die noch gerne
weitergelebt hätten.
Daneben leben
jene weiter,
die es im Grunde
gar nicht wollen,
sondern sehnlichst
auf ihre Erlösung warten.

Glaube

Wir glauben
an das Gute
in der Hoffnung,
dass es sich durchsetzt
–irgendwann.

Ob wir dies noch
erleben werden,
wissen wir nicht.

Allein
der Glaube daran
genügt.

Enttäuschungen

Der Herr der Welt
ist – sicherlich zu Recht –
enttäuscht von jenen,
die er einst geschaffen hat.

Umgekehrt sind jene Gutwilligen,
die einst ihre Hoffnungen
auf ihn gesetzt haben,
enttäuscht von einem Herrn,
der beim Zulassen und Bemessen
von Schicksalsschlägen
anscheinend nicht mehr
unterscheidet zwischen jenen,
die aus eigener Schuld betroffen sind
und jenen, die unverschuldet
erleiden müssen,
was ihren Glauben
an einen gerechten Herrn der Welt
auf eine harte Probe stellt.

Glaubensschwund

Der Glaube an das Gute schwindet,
wenn sich stets neu ein Gauner findet,
der einen   Spalt für sich entdeckt,
in dem der Hoffnungsschimmer steckt,
die anderen, die ihm vertrauen,
klammheimlich über’ s Ohr zu hauen.