"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus Gaienhofen

12.-19.10.2018

 Weise Beschränkung

Bislang ringen wir mit Dingen,
die uns doch nicht mehr gelingen.
Es gilt nun, sich zu beschränken,
unseren Blick auf Gaben lenken,
die in uns verborgen liegen,
weil sie letztlich viel mehr wiegen.

Gedicht-Schatztruhe

 

Lichter-Brücken

An dem Ufer über’ m See
– soweit ich im Schauen geh‘ –
zieh’ n sich Lichterketten strahlend,
Brücken über’ s Wasser malend,
die die Tiefen überwinden,
sodass wir zusammenfinden.
Lichter – durch ihr Strahlen, Scheinen–
können über Grenzen einen.

Gedicht-Schatztruhe

 

Anteilnahme an Hermann Hesse

Wenn soo große Menschen leiden,
fühlen wir mit und begleiten
sie bewundernd auf den Wegen.
Worte, die sie hegen, pflegen,
Haltung wissen wir zu schätzen,
sind sie doch kaum zu ersetzen.
Letztlich zählt allein die Reife,
die den Weg als Sieg begreife
über das, was ihn erschwert
– und uns wahres Leben lehrt.

Gedicht-Schatztruhe

 

Beseelende Musik

Beseelt Musik, geht sie zu Herzen
erklingt uns, leuchtet uns gleich Kerzen,
wirkt er- hell –end uns im Innern,
will an deren Kunst erinnern.
Die Begeisterung im Wort
klingt in uns im Nachhall fort.
Sie erfüllt uns tief mit Glück.
Jedes Wort wird selbst Musik.

Gedicht-Schatztruhe

 

Begegnungen

Eine Begegnung – die erweist
später erst, was sie verheißt.
War sie nur ein Flügelschlag
–  Episode an dem Tag –,
oder pflanzt sie sich auch fort,
wird dir später Halt und Hort?

Gedicht-Schatztruhe

 

Stille Zeiten

Stille wird in mancher Phase
unseres Lebens zur Oase.
Will des Alltags Lärm verhallen,
tut er uns nur den Gefallen,
leisen Tönen in dem Leben
viel mehr Raum und Ohr zu geben.

Gedicht-Schatztruhe

 

Glockengeläute im Nebel

Durch den Nebel klingen Glocken,
Gläubige weckend zu locken,
aus dem Nebel einzutreten
und zum Gott im Licht zu beten.
Ob darunter manche Frommen
nicht auch in der Hoffnung kommen,
Nebel so zu überwinden
und zur Sonne hinzufinden,
wenn bewegt sie beten, singen
und um Licht im Nebel ringen?

Gedicht-Schatztruhe

 

Herbsttag am See

Friedlich liegt der See in Wonne
in der Herbstes warmer Sonne.
Dörfer ruhen aus vom Treiben,
lassen manche rege bleiben.
See und Lande – sie genießen
letzte Strahlen, die noch fließen,
denken bei den blauen Weiten,
die sich über ihnen breiten,
nicht an ferne, graue Tage.
Ausgeglichen ist die Waage
ihrer ganz entspannten Seele,
der – im Schein – zum Glück nichts fehle.

Gedicht-Schatztruhe

 

Weckende Gedanken

Statt, dass wir in Schlaf versanken,
wecken uns bislang Gedanken,
die uns helfen, wach zu bleiben.
Sie sind oft nicht zu vertreiben,
uns beharrlich treu geblieben,
bis wir sie dann niederschrieben.

Gedicht-Schatztruhe

 

Kostbare Stunde

Manche Stunde, die du wachst
und –still wirkend – wertvoll machst
–  die bereust du danach nicht,
denn du siehst als deine Pflicht,
einem Ruf des Augenblicks
stets zu folgen – Grund des Glücks.

Gedicht-Schatztruhe

 

Urlaubstag am See

Jeden Augenblick genießen,
ehe Bilder einst zerfließen
– dies ist das Gebot der Stunde.
Zeiger drehen ihre Runde
an den Uhren. Doch wir bleiben,
möchten keine Zeit „vertreiben“,
sondern sie durch Innehalten
immer wertvoller  gestalten.

Gedicht-Schatztruhe

 

Heilen durch Feilen

Manche Texte können heilen,
wenn wir stets an ihnen feilen,
bis sie wirklich das verkünden,
worin die Gedanken münden.
Bislang muss man ruhen lassen,
wenn sie noch nicht das erfassen,
was wir mühend formulierten.
Erst dann, wenn wir wirklich spürten,
dass sie ausgereift erscheinen,
lassen wir auf eigenen Beinen
sie hin zu den Menschen gehen,
hoffend, dass die sie verstehen.

Gedicht-Schatztruhe

 

Auszeit auf der Höri

Was für Hesse Episode,
wurde mir zur Periode,
deren Stellenwert ich hebe,
weil ich letztlich von ihr lebe.
Fern des Alltags, fern des Trubels
– ohne Euphorie des Jubels –
geht das Herz auf, prägt die Stille
diese Zeit beseelter Fülle.
Muss ich demnächst wieder scheiden,
bleiben mir die goldenen Zeiten
tief erinnernd stets erhalten.
Fernweh wird sich bald entfalten,
bis ich endlich wieder weile,
wo ich an dem Da-Sein heile.

Gedicht-Schatztruhe

 

Gnade ferner Abreise

Solang ich hier Zeit verbringe,
will bewusst ich alle Dinge,
die mich tragen, tief erleben,
ihnen die Bedeutung geben,
dass sie lebenswert erscheinen.
Ich verzichte hier, zu meinen,
ich muss möglichst konsumieren,
mich in viel Konsum verlieren.
Schritt für Schritt will ich erfahren,
was mir bleibt in nächsten Jahren.

Gedicht-Schatztruhe

 

Rückkehr in alte Zeiten

Rückkehr in die alten Zeiten
offenbart bisweilen Leiden.
Neben oftmals schweren Pflichten
war auf vieles zu verzichten.
Was solche Geschichten lehren:
Vieles will man gern entbehren,
was soo viele soo hoch achten
und zu ihrer Mitte machten:
Hektik, Trubel und Verlangen,
mit der Zeit viel anzufangen.
Soo viel wird oft mitgenommen.
Ruhen, zur Besinnung kommen,
ist für viele eine Leere,
die mit Geist zu füllen wäre.
Kehrt die Zeit nie mehr zurück
– schnuppern darf man dem Glück.

Gedicht-Schatztruhe

 

Hessesche Reinkarnation

Hermann Hesse kehrt hier wieder,
lässt sich – geistig wirkend – nieder,
tiefgehend in Vortragsrunden,
die sein Lebenswerk erkunden,
in Gesprächen, die erfüllen
und der Menschen Hunger stillen,
trotz entbehrungsreichem Leben
diesem einen Sinn zu geben.
Hermann Hesse lebt hier weiter
als ein ständiger Begleiter,
atmet weiter in den Räumen,
wo wir wieder von ihm träumen,
blüht neu auf in Haus und Garten.
Kräuter, Bäume, Blumenarten 
wollen hierbei davon singen,
wie sie ihm Erfüllung bringen.
Ihm folgen Generationen
von Nachkommen, Epigonen.
Kurzum: Er bleibt unvergessen.
Dies kann ja nur der ermessen,
der ganz innig mit ihm lebt,
nach dem Lebensmuster strebt,
das zeitlebens ihn erfüllt
als des Höchsten Ziel und Bild.

Gedicht-Schatztruhe

 

Letzte Stunden

Letzte Stunden vor Abreise
nutzen wir auf diese Weise,
dass wir ganz bewusst genießen,
wenn Minuten langsam fließen,
sammeln Bilder vor den Augen,
sie ganz tief in uns zu saugen,
um sie danach –auch nach Jahren –
weiterhin uns zu bewahren.
Ganz bewusst wird uns das Glück,
der geschenkte Augenblick.
Gegenwart zu dieser Zeit
wird schnell zur Vergangenheit.

Gedicht-Schatztruhe