"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus Gaienhofen

vom 14.-17.10.2021

Erwartungen, Begegnungen, Grenzerfahrungen

In der Nacht vor der Abreise

Gedicht-Schatztruhe

 

Wohltuende Krankheit

Keine "Krankheit" ist mir lieber
als erneutes Reisefieber.
Die Gedanken - statt zu weilen -
scheinen uns vorauszueilen
in Erwartung alles dessen,
was uns Alltag lässt vergessen,
um sich all d e m hinzugeben,
was uns trägt, um uns zu heben.
Fern, entrückt und aus Genießen
wird für uns Erfüllung fließen.

*

Menschen, die beim Wiedersehen
freudig uns entgegenwehen,
wollen uns hiermit bekunden,
dass sie uns gesucht, gefunden.
Die sich einst als einig kennen,
kann nun keine Zeit mehr trennen.

*

Neue Bilder und Tapeten
- sie verzaubern letztlich jeden
im verständlichen Bemühen,
Einerlei so zu entfliehen.

*

Weite Sichten , Horizonte
lassen das allzu Gewohnte
hinter uns sachte versinken,
wenn uns neue Ziele winken.

*

Mancher Gang zu einem See,
an dem ich mit Sehnsucht steh',
lockt, ihn doch zu überwinden,
um m e i n Ufer so zu finden.
Kann erst Überfahrt nicht glücken
- dann gelingt dies schon mit Blicken.

*

Wesentlich in unseren Ländern
sind auch Menschen an den Rändern,
die den Blick für Nachbarn haben
und verstehen, derer Gaben
in i h r Land zu integrieren,
um zum Frieden hinzuführen.

*

Sehnend über Grenzen blicken
lässt diese uns näher rücken,
sie mit Mut zu überschreiten.
Offenheit für b e i d e Seiten
lässt aus Nachbarn Freunde werden,
die den Frieden nicht gefährden.

*

Einigkeit kann uns verbinden,
dass wir Tiefen überwinden,
um einander so zu tragen,
unser Leben neu zu wagen.

*

Bilder eines Tages füllen
das Erinnern oft im Stillen.
Wir versuchen, sie zu sichten,
nach Bedeutung zu gewichten.

*

Fern der Heimat gibt es Zonen,
wo die wahren Ziele wohnen.
Einsicht will uns schließlich lehren,
stets dorthin zurückzukehren.

Zwei Seelen

Zwei Seelen tragen wir mit Lust
künftig weiter in der Brust:
die Seele, seit wir schon als Kind
an einem Ort geboren sind,
und die, die uns im Lebenslauf
als zweite Heimat tauchte auf,
die erste,´wo wir -sesshaft - leben,
die zweite, die Gestalt gegeben
und die uns sehr am Herzen liegt,
weil ihr Flair am Ende siegt,
Scheidet man, so bleibt man doch,
weil ja weiter immer noch
unser Herz dran hängt und lebt,
das nach neuen Bildern strebt.

Gedicht-Schatztruhe

 

 Nachklang

Nach so tief beseelten Tagen,
die wir noch im Herzen tragen,
drängt es uns, sie zu erhalten
und sie in uns zu entfalten,
deren Wirkung noch zu würzen,
statt in Alltag sich zu stürzen.
Hierbei werden wir gewinnen,
streben wir bewusst nach innen.
Was uns hierbei trägt und hält:
Leben ganz in s e i n e r Welt.

Gedicht-Schatztruhe

 

Rückblick - Aussichten

Vor mir lag ein weites Land
wo der Zauber Heimat fand.
Dies tat meiner Seele gut,
wo sie -einst versonnen - ruht.
Doch - dies blieb nur Augenblick
als Station, denn bald zurück
rief mich Alltag, manche Pflicht.
Sie erhielten neu Gewicht.
Sehnsucht blieb, dem zu entflieh'n,
sich wieder zurückzuzieh'n,
dorthin, wo die Freiheit lockt
und nicht mehr der Atem stockt,
wenn die Pflicht die Kehle schnürt,
uns durch enge Schluchten führt.

Gedicht-Schatztruhe