"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus Lindau
02. - 05.08.22

Vorspiel

Ziele, wohin Massen strömen,
können uns den Atem nehmen,
wenn wir nur im Strom mitschwimmen,
nicht mehr unseren Weg bestimmen.
Hierbei gilt es, stille Ecken
immer wieder zu entdecken,
wo wir Luft in Freiheit finden,
uns nicht an die Ziele binden,
wo so viele - gleich den Hummeln -
sich als Herde eifrig tummeln.
Es gilt, seinem Eigenleben
auch genügend Raum zu geben,
bislang Grenzen überschreiten,
seinen Radius auszuweiten.
In der Stadt, am Berg, an See' n
müssen wir alleine stehen.
Mit sich selber ganz allein,
werden wir uns einig sein.

Insel-Urlaub

Es gilt - raus aus allen Pflichten -
auf die Insel sich zu flüchten,
wo beruhigend wir fühlen,
dass nur an Gestade spülen
die Gedanken, die nun schweifen,
alltagsfern gelöst begreifen
jenen Wert befreiter Stunden,
welche ruhend wir gefunden.
Selber musst du Insel werden,
um nicht - rastlos - zu gefährden.
Was dich hin zur Insel trieb,
dir stets in Erinnerung blieb.
Wenn auch viele Gleiches spüren,
kann nur dies das Herz berühren,
was du dir als Schatz bewahrt :
Wertvoll bleibt die Lebensart.

Richtungsentscheidung

Wohin wir im Leben gehen
- es gilt stets, zu dem zu stehen,
was sich fügte, auch, was fehlte.
ohne dass man es verhehlte.
Was sich ergibt, ist beschieden.
Möglichkeiten, die sich bieten,
gilt es überlegt zu nutzen,
jedoch auch nicht traurig stutzen,
falls sie sich einmal versagen.
Es bleibt nur, in solchen Tagen,
stets für neue Wenden offen,
auf sie still, doch mutig hoffen.

Wiedergefundene Schreibfeder

Dinge, die wir erst verloren,
denen wir uns tief verschworen
und die wir für uns verbuchen,
werden wir verzweifelt suchen,
um sie bald wiederzufinden,
weil wir hiermit viel verbinden.
Worum wir uns sehr bemühten,
werden wir künftig streng hüten.
Dankbarkeit lässt uns verspüren
und hierfür zum Suchen rühren,
da wir doch sehr daran hängen,
und auch Angst davor verdrängen,
dass wir sie nochmals vermissen.
Hoffnung lässt die Fahne hissen.

Bummel-Tag

Endlich einmal Zeit zum Bummeln,
ohne hektisch sich zu tummeln,
um auch gar nichts zu verpassen.
Arme, Beine hängen lassen.
Selbst vom Turm die Glockenschläge
bringen es nicht mehr zuwege,
wieder hastig aufzubrechen.
Solche Eile würd' sich rächen,
indem - hin- und hergerissen -
wir die Ruhe doch vermissen,
die wir ja im Grunde suchten
und für die wir Zeit verbuchten.
Wer rechtzeitig innehält,
der genießt zu Recht die Welt
und hat für das alle Zeit,
was ihn von der Pflicht befreit.

Bank am See

Schiffe gleiten über' n See.
Augen schweifen in die Höh';
überwinden See und Raum.
Deren Reise wird zum Traum,
der Entfernung überwindet
und zu weiten Höhen findet.
Wenn die Augen sehend gleiten,
See und Grenzen überschreiten,
werden wir an Zielen landen,
wo wir Freiheit, Frieden fanden.
Nach der Reise - peu á peu -
kehren wir an diesem See
wieder zu der Bank zurück
und empfinden neues Glück.

Umgang mit Hitzewellen

Lässt die Sonne uns erglühen,
rät es sich, sie - klug - zu fliehen.
um im Schatten zu verweilen,
und sich dort hiervon zu heilen.
Doch -so manchen Hitzewellen
in uns gilt es sich zu stellen.
Mögen sie - scheinbar - gefährden,
Ziel bleibt nicht, gelassen werden,
um sich - kalt - ihrer zu wehren.
Glühen, Reifen wird bescheren;
was wir nun im Grund erstreben :
unsere Eigenart zu leben.
Nur der Umgang hiermit stählt
für ein Leben, selbst gewählt.

Wellengang

Wellen spülen an den Strand,
was der See als Treibgut fand;
und hier endet manches Gut,
das uns nicht mehr Dienste tut.
Leben spült recht oft hier an,
was sich nicht bewähren kann.
Doch - auch Menschen stranden oft,
wenn das, was sie einst erhofft,
sich im Leben nicht erfüllt.
Zwiespältig wirkt dieses Bild.
Was sie -letzte Hoffnung - streift :
dass, wer dieses sieht, begreift,
was sich ihm in dieser Welt
doch als Aufgabe nun stellt.
Jedes Strandgut; das lebt auf,
richtet der den Blick darauf,
der danach aus Dankbarkeit
Strandgut von dem Ruf befreit.

Winzige grüne Fliege

Winzig ist die kleine Fliege,
als ich lesend mich vergnüge,
die hüpfend das Blatt beschreitet,
ihre Kreise stetig weitet.
Ist das Blatt, das ihr gefällt,
doch so groß als ihre Welt,
lässt sie sich hier nicht vertreiben,
will im Tanzen endlos bleiben,
dreht zu nächtlich tiefer Stunde
immer wieder ihre Runde.
So beharrlich möcht' ich werden,
immer neu auf dieser Erden
meine Runden endlos drehen,
um am Schluss gelöst zu gehen.