"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus der Toskana 2006

Sooft wir dort im Süden weilen,
drängt es die Lebensart zu teilen,
die Menschen hier authentisch leben,
der Freiheit eine Chance zu geben.

Sind wir im Norden auch gebunden
–   was wir im Süden tief empfunden,
wird unser Leben weiter prägen.
Es lässt uns immer neu erwägen
bei allem, was uns widerfährt,
was sich auf Dauer hinbewährt.


*

Dem Leonardo ebenbürtig sein
schafft kaum ein Mensch.
Ist sie auch noch so klein,
die Welt, die wir mit Herz und Hand gestalten
–sie wird sein Ebenbild markant entfalten.

*

Des Herzens Radius wird weit
dem,   der von Grenzen   sich befreit.
Er spürt an jedem Ort geschwind,
dass wir dort ganz zu Hause sind,
wo wir uns nicht als Fremde fühlen
und Staub von unserer Seele spülen.

*

So sehr wir auch im Leben ringen
–   es ist rein gar nichts zu erzwingen.
Wir können nur das kommen lassen,
was kommt, um dann beim Schopf zu fassen
die passende Gelegenheit
– dank Fügung ein Geschenk der Zeit.

*

Wir suchen lebenslang das Echte
im Wunsch, dass es Erfüllung brächte
was wir im Leben oft vermissen.
Der Reiz des Scheins an den Kulissen
– er kann uns nur in Atem halten,
wenn wir im Tiefgang das entfalten,
was sich als Wesen offenbart
dank tief erfühlter Lebensart.

*

Siesta ist die Kunst im Leben,
den Augenblicken Raum zu geben,
die uns die Lebenskraft erhalten,
danach den Alltag zu gestalten.

*

Zirpen im Süden die Zikaden,
fühlt sich die Seele eingeladen,
beseelt im Innern mitzuschwingen.
Selbst monoton kann es gelingen,
die Lebensspannung im Vibrieren
gelöst vom Alltag zu verspüren.
Den Wert des Augenblicks erhellt,
wenn – für uns spürbar – dies entfällt.

Was weiterwirkt
– wert zum Erhalten –
ist nur im Schatten
zu gestalten.

Pisa und anderswo

Ein Werk, das wir beseelt gestalten,
drängt die nach uns, es zu erhalten.
Was wir in unser Schaffen legen,
wird Menschen weiterhin bewegen,
zum Ort des Schaffens hinzuziehen
– zeitloser Lohn für unser Mühen.
Das Bespiel, das wir schaffend geben,
wird Muster für erfülltes Leben.

Meisterschaft

Ein Kunst-Prinzip, das sich bewährt
–   dies fasziniert, und es erfährt
ein Neuerstehen in den Werken,
die mit der Zeit Erfahrung bergen,
die den, der das Prinzip   erdacht,
für alle Welt zum Meister macht.

Fingerzeige

Zypressen, die zum Himmel ragen
– gleich zarten Fingern – sie besagen:
Zwar fest verwurzelt in der Erde,
gilt, dass es uns zur Haltung werde,
empor zum Himmel uns zu recken,
um jene Schätze zu entdecken,
die längst in uns –bereits als Kind –
begründet, doch verborgen sind.

Nächtliches Panorama

 

Lichterbänder, - ketten flimmern.
Durch das Dunkel will es schimmern,
dass der Zauber einer Nacht
uns das Dunkel kostbar macht.

Wenn die Sterne einst verblassen,
Licht erlöscht, ist zu erfassen,
dass die Nacht – nicht nur der Tag –
uns eine Schatz zu sein vermag.

Wo wir das Paradies verspüren,
will Dankbarkeit sich ins uns rühren
für jedes zauberhafte Bild,
das unser Inneres erfüllt.

Verstimmen nächtlich die Zikaden,
mag dies zur Einsicht einzuladen :
Ein noch so herrliches Konzert
hat nur zum rechten Zeitpunkt Wert.


*

Zikaden schweigen in der Nacht.
Sie zirpen, wenn die Sonne lacht.
Ihr Licht verlockt sie zum Konzert,
färbt ihre Stimmung unbeschwert.
Der Augenblick formt unser Tun.
Wir lassen Instrumente ruh’n,
bis wir erneut in Stimmung sind
und Leben neu an Klang gewinnt.

*
Was du in deinem Leben tust
– tu es entschlossen und beizeiten.
Nicht immer lässt sich später Lust
zu dem, was sich empfiehlt, bereiten.
Im Schatten unter alten Bäumen
entfliehen wir zu alten Träumen.
Zum Atemhauch wird uns der Wind
im Land, wo wir wie Kinder sind.

*

Die Mitte eines Urlaubs ist
das Land, wo man die Zeit vergisst.