"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Applaus

Ungleiches Brüderpaar

Zwei Brüder ringen ganz zu Recht
darum, wer von den beiden echt
vor eines Weisen Urteil wirkt
und somit für die Wahrheit bürgt.

"Applaus" begründet dies damit,
dass er viel mehr zutage tritt.
"Beifall" - bedächtig - zweifelt dran
auf Häufigkeit käm' es nicht an !

So streifen beide Seit' an Seit'
von Ort zu Ort, um nun zu zweit
an ihrer Wirkung zu erseh'n,
wie nahe sie der Wahrheit steh'n.

Applaus - bei einem Starkonzert -
empfindet sich nur etwas wert,
wenn er sogleich den Star von Welt
mit Ovationen überfällt.

Der   Beifall hält sich leicht zurück
und sieht für den, dem's gilt, das Glück
bei allem Können, allem Glanz
in der gebührenden - Distanz.

Applaus empfindet sich als Schatz,
erscheint er zwischen jedem Satz.
Auf Beifall wirkt dies impulsiv,
vom Wissen her als recht naiv.

Applaus   - der reagiert sehr schnell,
fühlt sich gedrängt, an erster Stell'
nach einem Auftritt dazusein
und eine Leistung so zu weih'n.

Der Beifall lässt dem Werk noch Raum.
Er fänd's zu vordergründig, kaum
dass der letzte Ton verkläng',
wenn er schon auf die Bühne spräng'.

Als Selbstbewusstseins Urgestalt
macht der Applaus vor gar nichts halt !
Selbst in der Kirche - fast blasphem -
lehnt er sich dicht ans Reqiem.

Der Beifall bleibt ein Weilchen still,
weil es der Sinn des Werks so will,
und nickt danach in aller Ruh'
bestätigend Akteuren zu .

Applaus ist stets zur Tat bereit,
ganz gleich ob Reden auch gescheit,
schert   - mal in Fahrt - sich nicht mehr drum,
ist auch ein Wort im Grunde dumm.

Am Ende wundert sich Applaus,
klingt seine Hoch-zeit bald schon aus,
indess der Beifall in der Welt
sich dauerhaften Wert erhält.

Ungleiches Brüderpaar   2.Version

Vor den Bühnen unserer Welt
gibt's ein Brüderpaar, das hält
jedem, der darauf agiert,
stets die Treue. Doch man spürt :

Jeder wirkt auf seine Art.
Sind sie   noch    so dicht gepaart
Brüder "Beifall und Applaus"
– jeder drückt sich anders aus :

Applaus - der überfällt den Star,
eh' der noch recht zu Ende war
Beifall,   der hält bei allem Glanz
stets die gebührende -Distanz.

Applaus setzt ein bei jedem Satz
– nicht immer wohl am rechten Platz.
Der Beifall lässt dem Werk noch Raum
-und hält sich überlegt im Zaum.

Applaus tobt gar im Kirchenschiff.
Ob er den Beifall wohl begriff,
der erst bewundernd harrt und schweigt,
eh' er Faszination bezeigt ?

Applaus lobhudelt jederzeit
– ob Reden dumm, ob sie gescheit,
indess der Beifall - sehr dezent -
ein   w e i t e s   Feld des Lobens kennt.

April, April

„April, April!“ sagt man im Scherz
– doch trifft die Wirkung oft ins Herz.

„April, April!“ sagt der , der liebt
– und   e i n e n   K o r b   am Ende gibt.

„April, April!“   meint, wer verspricht
– doch ohne Ernst der Treuepflicht.

Versprechen scheitern mit der Zeit
zu oft an rauer   Wirklichkeit.
Sie sind   d a s   wert in unserer Welt,
was , der sie gibt, letztendlich hält.