"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Arbeit / Alltag

Innere Botschaft

So   viele   Pflichten wir auch sehen
–den Willen, darin aufzugehen,
den   werden Körper , Geist   gestatten,
solange   diese   nicht ermatten.

Verweigern   jene   das Gestalten,
gebietet sich das Innehalten,
ruht auch dabei so manche Pflicht.
Die innere Botschaft hat Gewicht.

Geschenkte Zeit

Mitunter will es sich so fügen,
dass zwischen Arbeit ein Vergnügen
sich einstellt, das uns zwingt, zu rasten
–geschenkte Zeit, befreit von Lasten.

Anstatt die Lücke auszufüllen
und sich gleich neu in Tun zu hüllen,
gilt es, die Zeiten zu genießen,
aus der uns neue Kräfte   fließen.

Wer   d a s   verschenkt, was er erfährt,
ist der Geschenke auch nicht wert.

Ideales Leben

Aus dem Alltagstrott gerissen,
spüren wir, was wir vermissen,
wenn wir nur   der Arbeit leben,
ohne   uns   selbst   Raum zu geben.

Werte, die wir übersehen,
die an uns vorübergehen,
lernen wir nun wieder schätzen.

Innehalten an   d e n Plätzen,
wo wir zur Besinnung fanden,
führt uns hin zu   jenen Landen,
wo das ideale Bild
eines Lebens sich erfüllt.

Willens-Freiheit

Es gehört scheinbar zum Leben,
Leistungsdruck sich zu ergeben,
weil wir an Erfolgen hängen
–auch, wenn Pflichten uns bedrängen.

Drohen sie uns "aufzuwühlen",
weil wir sie belastend fühlen,
lässt uns solch ein Stil auf Erden
wohl nie richtig glücklich werden.

Können wir dem Ruf entsagen,
uns erwehren mancher Fragen,
die sich bittend an uns richten
dann   verringern sich die Pflichten.

Zeit bleibt uns für   jenes Wirken,
wofür unsere Gaben bürgen.
Wir tun nur noch - frei im Willen -
Dinge, die uns tief erfüllen.

Nischen-Zeiten

Wenn wir uns vor Arbeit winden,
gilt es „Nischen-Zeit“ zu finden.
Auch   sich   selber etwas gönnen,
heißt in   d e m   Fall : ruhen können.

Solche Nischen schenken Kräfte,
wecken neue die Lebens-Säfte,
die in unser Werk einfließen.
Blüten unseres Wirkens sprießen,

wenn die Seele – gleich der Flur
in dem Reigen der Natur
durch den Winter, leer und matt –
immer wieder „Brachzeit“   hat.

Ausgewogenheit

Nach Zeiten, die uns dazu führten,
dass wir uns unermüdlich rührten,
sind wir bisweilen auch gerufen,
zu sichten, was wir handelnd schufen.
Wenn Hände sich zur Ruhe legen,
kommt dies nur unserem Geist entgegen,
der neue Wege sucht zum Wirken.

Besinnungszeit kann dafür bürgen,
dass wir die Schritte sorgsam planen.
In Fruchtbarkeit des Weilens ahnen
wir schon erneut den Ruf von innen,
ermutigend, um zu beginnen,
was unsere inneren Augen sehen,
gestaltend nunmehr anzugehen.

Der Rhythmus zwischen Wirken, Weilen,
will uns von den Extremen heilen.
Nur in   d e m   Rhythmus - ausgewogen -
gestalten wir den Lebensbogen,
der unser Wirken felsenfest

vor keinem Urteil wanken lässt.

Zum Glück „gezwungen“

Wer verlernte, auszuruh’n
und bewusst mal   n i c h t s   zu tun,
muss dazu gezwungen werden
für das Glücklich-Sein auf Erden.

Freiraum, der daraus entspringt,
füllt   u n s aus, wenn es gelingt,
sinn-voll diese Zeit zu leben,
sich dem Zauber hinzugeben.

Halten wir die Ruhe aus,
treten wir gestärkt heraus,
um gelöst ans Werk zu gehen
und den Alltag zu bestehen.

Rückzug auf Zeit

Stunden, die aus Alltagstiefen
uns auf lichte Höhen riefen,
führen uns auf Hoffnungsbahnen,
lassen ein Stück Himmel ahnen.

Fern sind wir von Augenblicken,
deren Bilder niederdrücken,
fern sind alle schrillen Töne.
Vorrang hat zu Recht das Schöne.

Damit wir in uns'ren Tagen
Bilder, Töne noch ertragen,
die uns immer neu erschüttern
und vor denen wir erzittern,

heißt es : sich bislang entziehen
–nicht , um feige zu entfliehen,
sondern um neu Kraft zu tanken
und dank klärender Gedanken

alles, was wir vor uns sehen,
neu gefestigt zu bestehen.