"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Baum / Bäume / Wald

Baum im Nachtwind

Rauscht der Baum zur Nacht im Wind,
spür' ich, dass wir Brüder sind,
stehen in der Dunkelheit,
harrten auf erhellte Zeit.

Will auch still die Zeit vergeh'n
– wenn wir zu dem Standort steh'n,
wohin uns das Leben stellt,
wird erträglicher die Welt.

Bald ersteht ein neuer Tag,
der uns dann erweisen mag,
welchen Sinn in dieser Welt
unser Da - sein doch enthält.

Dürre Tanne

Mitten
im satten Grün
kraftstrotzender Natur
wirst du
- braungebrannt, verdorrt -
so angenommen,
wie
dein Alter
es mit sich bringt.
Deine Nadeln
stechen nicht mehr,
lassen
es gar zu,
sie sacht zu streicheln.
Du
darfst
stehen,
bis du
von
selber
fällst.

Lichte Blätter

Blätter im Licht der Sonne
lassen deren Strahlen
durch ihre dünne Haut dringen.

Je zarter und durchsichtiger
ihre Haut ist,
desto mehr fällt
durch sie
ein Licht
aus einer anderen Welt.

Bäume

Bäume
leben uns vor,
worauf es ankommt
in unserem Leben :
stetig zu wachsen
und
unsere Früchte
reifen zu lassen,
unserem Standort
treu zu bleiben
und
sich dennoch
immer neu zu wandeln,
wie die Zeit es erfordert.

Geschenk der Gemeinschaft

Gleich dem Menschen prägt der Baum
nur erfüllt den Lebensraum,
kann er sich auf d i e verlassen,
die Gemeinschaftssinn erfassen.

Hört nur, was die Wurzel spricht :
Ich seh' darin mein Gewicht,
fest im Bodenreich zu gründen,
um für alle Halt zu finden.

Hört nur, was die Rinde spricht:
Ich seh' darin mein Gewicht,
den Stamm als Körper zu bewahren
vor allen äußeren Gefahren.

Hört nun, was das Astwerk spricht:
Wir seh'n darin unsere Pflicht,
uns zur Sonne hinzurecken,
Leben durch das Licht zu wecken.

Hört nun, was das Blattwerk spricht:
Wir seh'n darin unsere Pflicht,
Wind und Regen   – auch für's Leben
einzufangen, euch zu geben !

Lauschet, was die Blüte spricht:
Ich eröffne euch die Sicht,
Jeden Tag in eueren Mühen
immer wieder aufzublühen.

Horcht nun auch auf eine Frucht,
die den Sinn im Geben sucht!
M e i n e   Gabe : Zu bedenken,
was ihr braucht, um's euch zu schenken.
Hört zum Schluss das Wort der Krone :
Wenn ich auch hier scheinbar "throne",
habe ich es nie vergessen
und vermag es zu ermessen,
was aus aller Worte spricht:
Jeder   hat hier sein Gewicht !

Alte Bäume

Ihr steht erhaben, alte Bäume,
und ragt hinein in jene Räume,
die hin zum Ew'gen Brücken schlagen,
uns über Erdengrenzen tragen.

Gereift zu jeweils eig'nen Formen,
die vielfach jenseits aller Normen
sich eigenwillig fortentfalten,
erfahrt ihr Achtung als Gestalten,

die würdevoll mit ihren Gaben
uns soo viel zu verkünden haben.
Sooft wir vor euch sinnend stehen,
wird schon zur Gabe, dies zu sehen.

Blühende Bäume

Wir ziehen unter blühenden Bäumen
und möchten keinen Blick versäumen
in neu entdeckten Paradiesen.
Von blumenübersäten Wiesen
schwingt sich das Auge zu den Höhen,
wo wir den blauen Himmel sehen,
der diesen Anblick fürstlich krönt
und unser Auge so verwöhnt.

Bannwald

Ein   Gesetz gilt hier bei   allen   :
Bäume dürfen wachsen, fallen,
wie es sich ergibt im Leben,
dessen Lauf stets treu ergeben.

Pflanzen dürfen hier gedeihen,
damit sie   sie   selber   seien
–nicht bestimmt von fremden Händen,
die mit Macht ihr Leben enden.

Tiere dürfen hier frei streifen
und sich   jenen   Raum ergreifen,
der sie nährt mit jenen Gaben,
die wir – Frucht der Erde –   haben.

Baum unter letzten Sonnenstrahlen

Du sonnst dich unter letzten   Strahlen,
die sacht auf deine Blätter malen,
was dir der Sommer reichlich schenkte
und ahnst, wohin die Zeit dich lenkte.

Du spürst die sonne von dir scheiden,
genießest still noch jene Zeiten,
die dir die letzte Glut bescheren,
bewusst des Wegs zu neuen Sphären.

Wenn einst die Blätter von dir fallen
es ist des Herbstes Los bei allen –
träumst du im Stillen an den Wegen
bereits dem Frühling neu entgegen.

Kraftquell

Hol’ dir die Kraft von alten Bäumen,
die von durchlebten Zeiten träumen,
von Bäumen, die zum Alter stehen
und alles ganz gelassen sehen.

Und schöpfe auch aus klaren Quellen,
um deine Weichen neu zu stellen
hin zu den Zielen, die erfüllen,
den Wunsch nach wahrem Leben stillen.