"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Herbst

Herbstwind

Herbstwind fegt des Sommers Staub
vor sich her, treibt welkes Laub
in geschützte Ecken hin.
Selbst darin liegt tiefer Sinn.
Wer – geschwächt – an einem Tag
nicht mehr Kraft zu finden mag,
um ihn sicher zu besteh'n,
lässt es über sich ergeh'n,
dass es ihn in Winkel treibt,
wo ihm jenes Ruhen bleibt,
das als Endziel für ihn gilt
und erlösend ihn erfüllt.

Letzte laue Winde

Die letzten lauen Winde wehen,
die wir als Hauch des Sommers sehen
und wohlig auf der Haut verspüren.
Sie wollen uns sacht weiterführen
in Lande, wo wir weiter reifen
und unsere Wege neu begreifen.
Wir fühlen weise uns geführt,
wenn uns ein Wink zur Botschaft wird.

Leiser Übergang

Noch tritt der Sommer auf der Stelle
– da steht der Herbst schon an der Schwelle,
um ihn im Wirken abzulösen
und ihm die Einsicht einzuflößen:
Es gibt für jeden Fristen, Zeiten
und hiermit auch den Ruf zum Scheiden.
Wenn kühle Winde uns umwehen,
lässt dies den Sommer leise gehen.
Es nützt uns nichts, dem Gang zu wehren.
Wir treten ein in neue Sphären.
Den Übergang von Zeit zu Zeit
bewältigt nur Gelassenheit.

Frühlingsvorsorge

Im Herbst schon, wenn sich die Natur
in Ruhe übt in Garten, Flur,
beginnen wir neu vorzusorgen
für einen fernen Frühlingsmorgen.

Wir pflanzen Zwiebeln in den Grund,
aus dem einst zu bestimmter Stund'
das Leben neu erwachen werde,
befreit aus dunklem Schoß der Erde.

Geduld wird nunmehr uns Begleiter,
mit der wir recht gelassen, heiter
den langen Winter überstehen,
bis wir das Land neu grünen sehen.

Ein langer Atem ist vonnöten
ein ganzes Leben lang für jeden,
der Samen seiner Hoffnung sät
und harrt, bis sie zum Licht ersteht.

Herbststimmung

Blauer Himmel, über Wäldern
– bunt gefärbt – und leeren Feldern.

Wolkeninseln – tief im Träumen
zwischen endlos weiten Räumen –
segeln still, gelassen hin,
treiben langsam fort und zieh'n
in ein unbekanntes Land.

Wenn ihr Zug Erfüllung fand
in   d e m    Ziel, das ihnen winkt
– mit   d e r   Haltung nur gelingt
es, zu einem Weg zu steh'n
und ihn positiv zu seh'n.

Rosen im Herbst

Im Garten blüh'n die letzten Rosen.
Sie schenken Mut den Hoffnungslosen,
die bange hin zum Winter gehen
und nur noch Trübnis vor sich sehen.

Sie setzen ein beredtes Zeichen :
Hoffnung muss nicht im Alter weichen,
wenn eines Lebens Sommer endet
und sich der Weg zum Herbst hin wendet.

Der Mut, gelassen sich zu mühen,
lässt auch im Alter noch erblühen.

Vogelzug-Gefühle

Uns lockt, es Vögeln gleichzutun
und – gegen Lethargie immun –
dem nahen Winter zu entflieh'n,
um Richtung Süden hin zu zieh'n.
Was uns noch hält ist jener Geist,
der uns für Bleiben Lohn verheißt,
wenn wir zu einer Prüfung steh'n
und ihr nicht aus dem Wege geh'n.

Wenn momentan der Mut auch sinkt
–ein noch recht ferner Frühling winkt.

Herbstgefühl

Die Wolken ziehen tief und schwer
über das müde Land einher,
das uns – entkräftet – so viel gab.
Der Mond schaut – halb – von fern herab.
Einst schenkt er erfüllt uns Kraft,
nun wirkt er – wie wir selbst – erschlafft.
Wir schleppen uns mit trübem Sinn
zu dem erhofften Ernten hin.

Laubfärbung

Das Laubwerk färbt sich nunmehr bunt.
Ein jedes Blatt ahnt seine Stund'
in der es demnächst aus der Welt
hinab zum Staub der Erde fällt.
Wenn es davor auch noch so bebt
– dies bleibt als Zeichen, dass es lebt.

Land im Herbst

Das Land im Herbst prägt Stille,
in gleicher Weise Fülle
auf Feldern und in Gärten.
Sie kann zum Anlass werden,
im Staunen zu verweilen,
uns an dem Blick zu heilen
von allzu großen Sorgen
um uns und um das Morgen.

An der Schwelle zum September

Die letzten Blüten zeigen sich
– bewegend – in dem Garten,
indess die meisten innerlich
schon längst den Herbst erwarten.

Wer jetzt noch blüht , der überzeugt
mit seinem kühnen Handeln,
weil er sich nicht den Omen beugt.
Er kann die Welt verwandeln. ´

Wer resignierend sich ergibt,
erlahmt in seinem Wirken.
Wer selber aufgibt, was er liebt,
kann nicht für Hoffnung bürgen.

Vollmondnacht im September

Des Sommers Würze strömt im Duft
–spät im September - durch die   Luft,
die   wogend durch den Mondschein streicht,
im Licht des Mondes   das   erreicht,
dass wir zufrieden, glücklich sind
–wie einst vor langer Zeit, als Kind.

Fallende Blätter

Wie die Blätter leise fallen,
legt sich von den Träumen allen
manches, was nur Schmuckwerk war
–nun als Blendwerk offenbar.

Letztlich bleibt uns nur erhalten,
was wir   überzeugt   gestalten
–wie bei Bäumen die Struktur
als des Wirkens klare Spur.

Was Bestand hat, wird erblühen
immer neu –, wenn wir uns mühen,
uns von Flitter zu befrei'n.
Was   dan    bleibt, wird zeitlos sein.

Beispielhafter Abschied

Wenn ein Blatt ermattet fällt,
stürzt   es nicht aus unserer Welt,
sondern   tänzelt   leichthin nieder,
spiegelt seine Seele wider.

Tanzen einen Sommer lang
mit dem Wind als   Paar   – Einklang
konnte seinem kurzen Leben
Inhalt und auch Tiefe geben.

Wie   es lebte   – für das Dienen –,
ist sein Abschied mir erschienen.
Tanzend fallen, würdig   sterben
will als Beispiel es vererben.

Waage der Zeiten

Eines Herbstes gold’ne Tage
schwemmt der Regen fort. Die Waage
sonniger und trister Zeiten
müssen wir allzeit erleiden.

Doch – wenn wir dem abgewinnen,
was uns weiterführt nach innen,
werden wir dies überstehen
und gereifter weitergehen.

Blätter im Herbst

Die Blätter scheinen dünner zu   d e r   Zeit
und hängen wie versonnen an den Bäumen.
Sie spüren selber : Es ist nun so weit,
dass sie nur noch von Sommertagen   t r ä u m e n .

Sie lassen durch die Haut der Sonne Licht
in milden Strahlen auf die Fluren fallen.
Sie klammern sich an ihre Bäume   n i c h t
im Wissen : Scheiden ist das Los von   a l l e n .

Der Blätter Haut will - letztlich tief verwandt -
der Haut des alten, reifen Menschen gleichen,
und auf dem Weg ins   i h m   bestimmte Land
wird Transparenz zu dem beredten Zeichen,

dass Reifen für den Herbst "durchscheinend" macht,
für Sichten, die im Blick auf unser Leben
uns Freiheit schenken, um nun mit Bedacht
d e m, was bevorsteht, höchsten Rang zu geben.

Wenn wir uns ganz gelassen unterm Licht
der Sonne in den Lauf der Zeiten schicken,
wird uns   d e r   Schritt, der jeweils uns entspricht,
in neue Welten ganz von selber glücken.

Einzug des Herbstes

Stille legt sich auf die Flur,
überdeckt des Sommers Spur,
öffnet nun dem Herbst die Tür,
weckt für Abschied das Gespür.

Auf dem Grund in buntem Flor
strahlt aus jedem Korb hervor,
was die Erde reichlich schenkt
und den Blick zum Himmel lenkt.

Bald erweist ein Erntefest,
was sich dankbar feiern lässt´.
Ernte-Dank im Überschwang
nährt uns einen Winter lang.

Traum-hafter Gang

Wir wandeln unter alten Bäumen
und einen uns mit ihren Träumen
von einem Sommer, der vergangen.
Der Herbst naht uns nicht mehr mit Bangen.

Wir wissen mit ihm umzugehen,
auch   s e i n e   Tage zu bestehen,
indem wir alles Gold genießen,
die Farben, die ins Auge fließen.

Selbst Nebel kann nicht ganz verhüllen
Die Pracht, die auf uns wirkt im Stillen,
weil jede Kostbarkeit der Welt
auch noch im Schatten Wert behält.

Reifen durch karge Zeiten

Die Bäume haben sich frei gemacht
von ihrer nun überholten Pracht.
Geduldig harren sie ohne Kleid
in Feld und Wald durch die karge Zeit.

Mit dem, was ihnen von Wesen ist,
seh'n sie in Hoffnung schon   jene   Frist,
die ihnen wieder ein Kleid beschert,
das sie neu ziert und sich dann bewährt.

Wenn Rauhreif zauberhaft sie umhüllt,
malt Winter zwischendurch   jenes   Bild,
das   d e m   entspricht, was in jedem Jahr
zum Ausklang Höhepunkt, Krönung war.

Gefestigt und in sich selbst zu Haus,
schlägt neu die Knospenpracht ihnen aus.
Sie ahnen : Wer einen Frühling will,
bestehe Winter besonnen und still.

Wer Kälte , Dunkel bewusst durchlebt,
spürt reifend, wie er zum Licht hin strebt.

Mittel gegen Frust

Der Herbstwind ärgert die, die fegen
und macht sich lustig über Fleiß.
Man mag sich noch so eifrig regen
–der Wind weht fort der Mühe Preis.

Nicht alles liegt in unseren Händen,
in unserer Macht, ein Werk zu tun,
es eigen - händig zu vollenden.
Geduld macht gegen Frust immun.

Wackerer Herbstbaum

Ein Herbstbaum schwelgt in letzter Pracht,
eh’ ihn die Zeit gelassen macht,
die es als Los ihm auferlegt,
dass Wind die Blätter von ihm fegt.

Mit Würde, Stolz wahrt er Kontur,
verharrt allein auf weiter Flur,
ahnt schon den Frühling einst im Land.
und hält so kühn dem Winter stand.

Spätherbst

Wenn die Natur im Gold erblüht
und dabei spürt, dass   das   verglüht,
was einst der Sonne Strahl entfacht,
wird ihr gewiss: Es ist vollbracht.

Des nahen Scheidens eingedenk,
wird jeder Sonnentag Geschenk,
ehe der Nebel uns dies nimmt,
was uns zu Recht nachdenklich stimmt.

Was uns verbleibt, erhält Gewicht.
Wir schätzen künftig   jedes   Licht,
das uns den Weg im Dunkel weist
und neu die Sonne uns verheißt.

Stille Spuren

Stiller wird es auf den Fluren,
wo der Herbst mit seinen Spuren
einzieht und zur Ruhe führt.

Wälder hüllen sich in Schweigen,
wenn in diesem ernsten Reigen
jeder Zeit für Abschied spürt.

Letzte Sonnenstrahlen fließen,
die wir ganz bewusst genießen,
eh der erste Nebel naht.

In der Erde, in der Stille
keimt verholen, doch in Fülle
bald schon wieder neue Saat.

Los des Herbstes

Ein jeder muss nun Haare lassen.
Wir können es als Los erfassen,
wenn Blätter, Haare   selber   fallen.
Es liegt in der Natur von allen.

Selbstlos

Bäume steh'n mit welkem Laub in Schweigen,
fühlen, dass   sich   Erntetage neigen.

Von der Frucht entleert und doch erfüllt
schaffen sie gelöst das Zauberbild :
Selbstlos wirken können nach dem Geben

Herbstwanderung

Der Wind weht kühler uns entgegen.
Wir gehen still auf unseren Wegen
durch kahle, leergefegte Felder,
durch rauschende, zerzauste Wälder.

Gefasst geh’ n wir zu jenen Zielen,
die nun die größte Rolle spielen :
zu Gräbern, wo ein stilles Licht
von neuen Zeiten zu uns spricht.

Herbstblätter

Die der Wind in Ecken weht,
üben Solidarität,
sammeln sich gefasst und ruh'n,
gegen Wind nunmehr immun.

Wer im Leben reifend welkt,
in Erinnerungen schwelgt,
fürchtet einen Winter nicht,
weil ihn nichts im Leben bricht.

Spätsommerkühle

Die Hitze ist von uns gewichen.
Die Kühle weht den Kopf uns frei.
Bunt-pralle Tage sind verblichen.
Und wird neu klar, was wertvoll sei :

Die bunten Tage froh durchleben,
doch auch zu graueren zu steh’n.
Wenn wir darin den Blick erheben,
wird er das Licht im Nebel seh’n.

Spätsommerfrühe

Der Kuckucksruf schallt nur von ferne,
denn Frühling ist weit weg – vorbei.
Wir hielten ihn zwar liebend gerne
– doch er bleibt seinem Rhythmus treu.

Er kommt, will ihn der Zeitpunkt rufen,
und geht, ist seine Zeit erfüllt.
Die Spur, die seine Hände schufen,
lebt in uns fort als Hoffnungsbild.

Es gilt, den Herbst nun zu durchleben
–den Winter auch –   stets eingedenk,
das wir uns selbst das Beste geben,
seh’n wir den Frühling als Geschenk.

 

Erntesegen

Wenn nun die Kastanien fallen,
lacht uns aus den Früchten allen
glänzend braun ein Erntesegen,
den wir dankbar seh’n, entgegen.

Abends an dem Kachelofen,
an den wir uns dann verkrochen,
werden wir sie wohl genießen,
lassen neue Tropfen fließen,
was Genuss in seiner Pracht
für uns nun vollkommen macht.

Gedicht-Schatztruhe

 

Herbstbäume

Herbstbäume strahlen nun mit Macht,
entfalten ihre Farbenpracht.
Sie leuchten kerzengleich im Raum,
verzaubern die Natur zum Traum.
Wenn ihre Kraft schließlich verblüht,
der Glanz verbleicht, ins Innere zieht,
bleibt ihre Form, ihre Gestalt
gibt uns in Winterzeiten Halt.
Verlässt sie frühlingshafter Schwung,
bleibt ihnen die Erinnerung
an sommerliche Fruchtbarkeit
und an des Herbstes Festtagskleid.

Gedicht-Schatztruhe

 

Zwischen Jahreszeiten

Der Herbst lässt nicht mehr auf sich warten.
Längst abgeerntet  liegt der Garten.
Das Laub hält sich noch matt an Bäumen,
wird wohl schon vom Vergehen träumen.

Sind abgeräumt nun auch die Felder,
harren die Trauben schon der Kelter,
um nach ihr zum Genuss zu reifen,
Gehalt genießend zu begreifen.

Will sich, wer erntet, hier nicht schonen,
wird sich die Mühe schließlich lohnen.
Sie mündet in den Erntefesten
- dankbar geschätzt von Winzern, Gästen.

Gedicht-Schatztruhe