"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte Calw 2013

(H.H.-Kolloquium 10./11.5.2013)

Gaben

Wir verspüren viele Gaben,
die wir dank Gnade in uns haben.
Diese gilt es zu entfalten,
alles von uns fernzuhalten,
was hierbei uns zu sehr hindert
und unsere Chancen dadurch mindert ,
auf dem langen Weg auf Erden
ganz wir selbst als Mensch zu werden.

Gut gemeint

Viele meinen's mit uns gut,
bieten Weisung, Schutz und Hut
wie bei einem kleinen Kind
– nur, damit wir glücklich sind.

Was uns selber tief berührt
und auf eigene Wege führt,
muss bewusst dem widersteh'n,
um allein den Weg zu geh'n,
der uns selber vorbestimmt.

Wer sich Mut zum Gehen nimmt,
wählt die Schritte unbeschwert.
Ihm bleibt auch kein Ziel verwehrt,
das er konsequent erstrebt
und für das er glühend lebt.

Spagat

Der Bogen zwischen fernen Zeiten,
die wir erinnernd aufbereiten,
und Gegenwart mit ihren Sichten
zwingt uns bisweilen, zu gewichten,
was uns Vergangenes verkündet,
und auch die Einsicht, wo dies mündet.
Wenn wir nur noch gebannt in Fängen
des Gestern in Verzückung hängen,
fehlt uns die Kraft, das Jetzt zu prägen
und hierauf das Gewicht zu legen.

Dieser Spagat belebt das Denken,
vermag es sinnvoll so zu lenken,
dass wir mit Überholtem brechen,
um all dem Zukunft zuzusprechen,
das jetzt für diese Zeiten gilt
und Gegenwart mit Sinn erfüllt.

Lebenslanges Kind - sein

Uns selber gilt oft, was wir schreiben.
Hierbei verspüren wir: Wir bleiben
zurück hinter den Idealen,
die wir in bunten Farben malen.
Das Ziel bleibt, diese zu erreichen
als Beispiel und beredtes Zeichen,
dass wir uns oft in all dem Glühen
für Ideale selber mühen
und auf dem langen Weg auf Erden
erst dort am Ende Vorbild werden,
wo wir es ringend einst erfüllen.
Doch kann dies unsere Sehnsucht stillen,
zu werden, was wir letztlich sind:
bis hin ins Alter doch ein Kind.

Tiefgang

Je mehr wir in das Wissen tauchen,
für das wir lange Wege brauchen,
desto mehr wird Einsicht siegen,
dass weite Ziele vor uns liegen,
die wir im Streben zwar benennen,
doch deren Ende wir nicht kennen.
Im Öffnen immer neuer Türen,
die uns endlos durch Räume führen,
bleibt uns das Los, jäh zu entdecken,
worin ganz neue Fragen stecken.
Die Lösung winkt jenseits der Zeit
wohl drüben aus der Ewigkeit.

Tagungen

Bei mancher Tagung – dienstbeflissen –
da äußern sich, die vieles wissen,
um zwar zum Thema beizutragen
– doch auch, um anderen zu sagen,
was sie schon alles besser kennen,
um sich so profiliert zu nennen.

Was sich im Nachhinein oft zeigt :
Bislang lernt mehr, wer hört und schweigt.

Einmal mehr Calw

Dort, wo so große Menschen lebten,
und zu den höchsten Zielen strebten
– dort sprießen uns in vielen Fällen,
uns inspirierend neue Quellen,
die lehren, was wir längst schon wussten
und hier nur neu entdecken mussten.
Wir scheiden mit ganz neuen Kräften
und zehren von den Lebens-Säften,
die neu Begeisterung entfachen
und unsere Schritte sicher machen.