"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus Gaienhofen

18. - 22.09.2013

Inspirierende Höri

Mag der Schreibfluss erst versiegen
- seh' ich die Höri vor mir liegen,
erwachen neu Gedanken, Worte.
Sie öffnen mir erneut die Pforte,
um Sprache Ausdruck zu verleihen.
Sie kann erlösend mich befreien
von allzu festgelegten Bahnen.
Das Glück der Freiheit kann nur ahnen,
wer jenen Zwängen, die uns drohen,
schon mutig selbstbewusst entflohen.
Wir kehren aus erlebtem Glück
bestätigt und gestärkt zurück.

Grenzenlose Verbindung

Nur durch stetes Sich-Erinnern
wird ein Mensch in unserem Innern
uns zur Seite weiterleben.
Was wir ihm an Ehre geben,
wird uns weiterhin verbinden
und die Grenzen überwinden,
die uns Zeit und Tod einst setzen.
Keine Trennung kann verletzen,
bleibt die Hoffnung fortbestehen,
dass wir uns einst wiedersehen.

Scheinbare Gegensätze

Ein Realist kann nie verstehen,
womit die Träumer schwanger gehen,
was   s i e   für realistisch halten,
wofür sie ihre Kraft entfalten.

Ein Realist fragt, was sich lohnt,
indess der Träumer sich nicht schont,
um seine Träume wahrzumachen
und Feuer dafür zu entfachen,
was Realisten überzeugt
und sie unter die Einsicht beugt,
dass Träumer schon seit langen Zeiten
der Realisten Weg bereiten.

Wertschätzung

Lebt auch ein Mensch in neuen Sphären
– wenn jene, die ihn hoch verehren,
weil sie sein Werk zu schätzen wissen,
beseelt für ihn eine Fahne hissen,
wächst dessen Ruhm im Lauf der Zeit
zum Nimbus der Unsterblichkeit

Selbstermutigung

´Wenn wir vor großen Dichtern stehen
und deren Lebenswerk besehen,
will uns bislang der Mut verlassen,
noch selber Werke zu verfassen.
Doch – es nutzt nichts, das anzustreben,
was uns an Gaben nicht gegeben.
Es macht mehr Eindruck, das zu bleiben,
womit wir selbst Geschichte schreiben:
Es muss sich niemand dafür schämen,
als Mensch sich selber anzunehmen
mit allen Licht- und Schattenseiten.
Dies wirkt noch nach, wenn wir einst scheiden.

Leben mit dem See

Mit dem See allzeit zu leben
heißt: sich in sein Los ergeben
in dem Auf und Ab der Zeiten,
um ihn hierbei zu begleiten.

Will der Sonne Licht die Wellen
durch ein Glitzermeer erhellen
und sie hierdurch gleichsam krönen,
lassen wir uns mitverwöhnen.

Tobt der See in wilden Stürmen,
wobei sich die Wellen türmen,
gilt es, dies mit auszuhalten,
in uns Ruhe zu entfalten.

In des Seegangs Auf und Nieder
schenkt der See uns reichlich wieder,
was wir mit dem Freund ertragen
in lichten wie in trüben Tagen :
tausende beseelte Bilder.
Unser Leben wirkt erfüllter.

Für und Wider der Idylle

– bei Otto Dix zu Besuch,
Wagnis eines Deutungsversuchs –

Der Eine schwelgt in der Idylle
und blüht neu auf in deren Fülle,
indess der andere sich windet
und sie als nicht aushaltbar findet.
Wer mit sich ringt, mit seinen Wegen,
blickt kritisch Harmonie entgegen,
solange Stürme in ihm toben,
in die er allzu sehr verwoben.
Selbst reine Klänge können reizen,
die Stacheln gegen sie zu spreizen
und bissig Euphorie zu dämpfen,
wenn wir mit Wirklichkeit nur kämpfen.
Aus Abstand und Gelassenheit
wächst das Verstehen solcher Zeit.

Zauberhafte Verbindung

Verbinden sich Musik und Worte
in edlem Klang, wird uns die Pforte
zum Paradies neu aufgestoßen.
Wir spüren im Gehalt den großen
Reichtum beider Ausdrucksformen.
die über alle Grenzen, Normen
die Phantasie durch Geist beflügeln.
Und dieser lässt sich niemals zügeln,
will er uns großes Glück verheißen,
sein Recht auf Dasein so beweisen.
Es fällt uns schwer, aus solchen Sphären
zum Alltag wieder zurückzukehren.
Noch lange klingen Worte, Lieder
in unserer Seele heilend wider.

Schlaflose Abschiedsnacht

Im Abschied nach beseelten Tagen
zur Nacht, in der wir schlaflos lagen,
erwachen neu die Zauberbilder,
die uns beglückter und erfüllter
aus solchen Landen ziehen lassen.
Wir mühen uns, nochmals zu fassen,
was Schritt für Schritt die Stunde schenkte
und wie sie uns durch Fügung lenkte.
Wenn wir im Augenblick auch scheiden
- zu überstehen sind die Zeiten
für den, der von der Hoffnung zehrt,
dass er gewiss einst wiederkehrt.