"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus Gaienhofen

25. - 29.09.2015

Wieder am See

Der See mit seinem Atem hat uns wieder.
Wir lassen selig uns an seinen Ufern nieder.
tobt fern von uns auch noch so sehr das Leben
– wir möchten hier den Bildern Räume geben
und kosten jede Stunde in den Landen,
wo wir erneut nun zu uns selber fanden.
Zu Orten, wo wir so in uns geborgen,
hierhin zieht es uns immer wieder morgen.

Neuentdeckungen

Es gibt immer neu Facetten,
die wir zu entdecken hätten,
in der Landschaft, einem Dichter.
Unsere Tage werden lichter.
Alltagsnebel, die verziehen,
lassen in der Sonne blühen,
was bisher vor uns verborgen.
Fern von uns sind alle Sorgen,
die zuvor uns noch bedrängten,
wenn wir uns dem Licht zu lenkten.

Letzte Verkostung

Bunte Falter kosten nun an Blüten,
was sie in des Herbstes Sonne bieten,
sammeln noch die allerletzten Schätze,
ehe sie sich wieder an die Plätze
für die Winterzeiten hinbegeben,
um in Starre ihn zu überleben.

Erinnerungswege

Auf den Wegen der Erinnerungen
sind uns jene Zeiten angeklungen,
in denen Menschen früher lebten,
wonach sie zeit des Lebens strebten,
wen sie als anders in den Landen
in ihrem Wesen nicht verstanden.
Die Bilder, die sich hierbei boten,
geraten nun zu Episoden.
Wer stets hier lebte in den Welten,
ließ nur die eigenen Sichten gelten.
Wem nicht gelang, dies zu verstehen
– der sollte ruhig wieder gehen.

Spitzenplätze

In Lesungen und auch Konzerten,
die uns zur Erfahrung werden,
öffnen Plätze jeweils außen
Blicke und den Weg nach draußen.
Wenn sie   n i c h t   tief in uns ziehen,
können wir beizeiten fliehen.
Falls wir gerne hier verbleiben,
weil sie zur Begeisterung treiben,
wird zum Lob unser Verweilen,
dass wir Zeit mit ihnen teilen.
Zumal wir die Freiheit schätzen,
werden sie zu Spitzenplätzen.

Ernste Zeiten

Nunmehr nahen ernste Zeiten.
Deren Tiefgang wird uns weiten,
wenn wir sie bewusst durchstehen
und sie ganz besonnen gehen:
Herbst mit seinen Erntekörben,
die wir dankbar nun erwerben,
der November, wenn im Stillen
Tage uns in Nebel hüllen,
der Dezember, dessen Lichter
funkeln, macht Erleben dichter,
bis das Jahr einst wieder endet
und sich hin zum Neuen wendet.
Hoffnung bleibt, dem Gang auf Erden
wird ein weiterer Frühling werden.

Vollmond-Gedichte

Vollmondnacht am See

Vollmond strahlt hoch überm See,
prachtvoll, hell in ferner Höh'
und uns hierbei doch so nah,
der darin den Auftrag sah,
dass er in der Zaubernacht
über See und Lande wacht.
Mit ihm funkelt manches Licht,
das gleich ihm das Dunkel bricht
und den Menschen, unversehrt,
den verdienten Schlaf gewährt.

Solidarität

Überm fernen Ufer steht
wachend in Solidität
manches Licht, bewusst gestellt,
das uns – grenzenlos – erhellt :
Uferlose Wachsamkeit
rettet uns im Lauf der Zeit.
Wer dann schläft, wenn einer wacht,
schöpft im Schlummern still, bedacht
Lebenssaft, der uns dann stählt,
den wir missen, wenn er fehlt.

Versöhnliches Mondlicht

Mildes Mondlicht, das versöhnt.
Wer sich an das Licht gewöhnt,
kämpft nicht mehr mit seiner Welt,
die ihn sonst in Atem hält.
Er lässt alles so besteh' n,
kann es nun in dem Licht seh' n,
wie das Leben es ihm bringt
und geht weiter, still, beschwingt.

Stärke im Dunkel

Wer im Dunkel durch sein Licht
verharrend nicht erlöscht, zerbricht,
erhellt dem Andern auch den Tag,
der ihn nicht zu brechen mag.

Vertrautes Sternbild

So manches Sternbild wirkt vertraut,
auf das der Blick zum Himmel baut.
Fühlt mancher sich bislang allein,
wird es ihm ein Begleiter sein,
mit dem er seine Wege geht,
wenn es in Treue zu ihm steht.

Wieder am Tage

Stadt-Besuch

Warst du wieder in der Stadt,
die zwar viel zu bieten hat,
zieht es dich zurück auf' s Land,
wo die Seele Ruhe fand.
Lockt die Stadt auch noch so sehr
– weniger ist letztlich mehr.

Stürmischer Herbstwind

Der Wind fegt stürmisch in die Ecken,
durch Gassen, Felder, Bäume, Hecken.
Die Hoffnung bleibt, in seinem Brausen
treibt er auch manchem seine Flausen,
die ihm nicht steh' n, aus Hirn und Haaren,
die unecht an ihm, Zierrat waren.
Bestehen bleiben die Strukturen,
die in dem Leben bleibend Spuren
in Landschaft und Umgebung legen
und uns als Haltung tief bewegen.

Ortswahl

Man kann sehr gut den Wunsch verstehen,
auch andere Orte anzusehen,
doch fühlt das Herz sich dem verbunden,
wo es den Ankerplatz gefunden.
Drum kehrt es auch gern dorthin wieder
und lässt   s i c h   dann erneut dort nieder,
wohin es neu die Fügung führte
und wo es für sich Heimat spürte.