"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus Oberschlesien

17. - 23.10.2013

Lubowice I.

Aus jedem Bild strahlt mir die Welt,
die mich bis heut' gefangenhält,
entgegen. Sie verleiht die Kraft,
die es auch in der Fremde schafft,
dem treu zu bleiben, was uns prägt
und uns durch schwere Zeiten trägt.

Lubowice II.

Was sich für alle Zeit bewährt,
ist auch im Jetzt niemals verjährt.
Der Geist, der unsere Welt durchdenkt
– dankbar für das, was sie uns schenkt –
greift auf Bewährtes gern zurück,
weist uns den Weg zu tiefem Glück.

Lubowice III.

Wenn wir beseelt das Land durchstreifen
– dann können wir so recht begreifen,
was einen Dichter hier erfüllte,
die Sehnsucht nach dem Ewigen stillte.

Glücksfall

Was für dich ein Glücksfall ist:
ein Land, wo du zu Hause bist,
dich zumindest dort so fühlst
und die Sorge von dir spülst,
dass du in des Lebens Last
nirgends eine Heimat hast.
Kehrst du in das Land zurück,
fühlst du in dir großes Glück,
das in dir als Zauberbild
dich mit tiefem Dank erfüllt.

Grenzenlose Freundschaft

Grenzen zwischen uns verschwinden,
wenn wir jenseits Freunde finden,
die dieselben Ziele hegen,
sich im gleichen Schritt bewegen.
Austausch mit bewegten Worten
öffnet hoffnungsvoll die Pforten,
die sich niemals mehr verschließen.
Die Verbundenheit genießen
heißt : dem andern all das geben,
was ihm hilft in seinem Leben.

Regenbogen

Ein Regenbogen überspannt
als Himmelszeichen dieses Land.
Es sieht sich mit der Zeit versöhnt,
die es ja wahrlich nicht verwöhnt.

Örtliche Prägung

Man pflegt hier eine Frömmigkeit
als Ausdrucksmittel dieser Zeit,
die hier die Tradition bestimmt,
von der man erst dann Abschied nimmt,
wählt einst eine Generation
mit Selbstbewusstsein ihren Ton,
der nicht mit allen Bräuchen bricht,
doch eigenem Denken mehr entspricht.
Wer über Schwund des Glaubens klagt,
doch kaum auch neue Schritte wagt,
wird sich zunehmend einsam seh'n
und auf verlorenem Posten steh'n.

Sucht Alter die verdiente Ruh',
so steht der Jugend Aufbruch zu.

Nahender Trennungschmerz

Je länger ich schon hier gewesen
- es fällt nun schwerer , sich zu lösen
von solchen längst vertrauten Landen,
mit denen Freunde mich verbanden.

Gewiss, dass ich zu dieser Erde
wohl mehrfach wiederkehren werde,
kann ich die Sehnsucht schon ermessen,
die mich bewahrt vor dem Vergessen.

Solange ich noch hier verweile
und diese Zeit mit Freunden teile,
will ich den Augenblick genießen,
aus dem mir stille Freuden fließen.

Ich scheide dann zum guten Schluss,
wenn einst der Abschied kommen muss.
Doch – unvergessen bleibt die Zeit
erfüllender Gemeinsamkeit.

Dichte Atmosphäre

Wer ein Land liebt, das er bereist,
weil es Erfüllung ihm verheißt,
empfindet Atmosphäre dicht.
Für ihn hat jeder Schritt Gewicht,
den er auf seiner Reise macht.
Drum wählt er ihn auch mit Bedacht.
Und – klingen solche Tage aus,
geht er einst reich beschenkt nach Haus.

Durchwachte Nacht

Bilder, die uns selig machen,
lassen uns die Nacht durchwachen.
Bilder, die uns lange bleiben,
werden uns den Schlaf vertreiben.
Erst, wenn sie sich in uns setzen
und uns zu Erfahrungsschätzen
in dem Lauf der Tage werden,
lieben wir sie als Gefährten,
für die wir auf Schlaf verzichten
- dankbar für ganz neue Sichten.

Letzte Schritte

Die letzten Schritte in den Landen,
wo wir viel Glück bei Freunden fanden
– die wollen wir bewusst genießen.
Aus solchen Augenblicken fließen
uns für die Zukunft jene Kräfte,
die tief in uns die Lebens-Säfte
für Freundschaft so pulsieren lassen,
dass wir die Chance gern erfassen,
sooft es geht, erneut zu reisen,
die feste Bindung zu beweisen,
die alle Grenzen überwindet
und so von Herz zu Herzen findet.