"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte aus Polen 2010

Lang ersehnt

Lang ersehnt
auf der Fahrt
Steht uns
eine lang ersehnte
Begegnung bevor,
so beflügelt
die Sehnsucht
unsere Fahrt
und dehnt zugleich
die Zeit
bis zur Ankunft.

Unser Geist
eilt uns voraus
und bereitet den Boden
für die Wiedersehensfreude.

Herzschlag aus Verbundenheit

Unser Herz schlägt
–auf Gegenseitigkeit –
für die Menschen,
die dem Wiedersehen
entgegenfiebern.
Es kommt erst zur Ruhe,
wenn das Ziel
der Begegnung
erfüllt ist.

(Un-)Bewusste Richtungen

Vielleicht fahre ich
gerne deshalb
gen Osten,
weil ich hiermit
im Grunde
dem Aufgang der Sonne
entgegenfahre.
Gen Westen
fahre ich
der untergehenden Sonne nach,
wenn sich eine Begegnung
deren Abschied
entgegenneigt.
Doch : Auf jeden Abend
eines Abschieds
folgt
ein neuer Morgen
der Wiederbegegnung.

Erwartungen

Die stille Frage,
mit welchen Eindrücken
wir von einer Reise
zurückkehren werden,
steigert bereits
auf der Hinreise
die Erwartungen.

Herbstabend

Der Abend sinkt in mildem Licht
und zeigt ein friedliches Gesicht,
da nun die Ernte eingebracht.
Begütigend breitet die Nacht
die Decke über einen Tag,
der dankerfüllt verklingen mag.
Wir kommen ebenso zur Ruh’
und schließen müd’ die Augen zu.
Ein Traum spinnt weiter jenes Bild,
das sich uns zauberhaft enthüllt.

Im Freundesland

Im Freundesland
begegnen wir bisweilen
religiösen Riten,
die wir selber
nicht in gleicher Weise
und im selben Maß
nachzuvollziehen vermögen.
Doch unser Verständnis
für die Freunde
und die Gründe,
die zu solchen Riten führten,
helfen uns,
diese zu tolerieren.

Welke Blätter

Welke Blätter wehen von den Bäumen,
lassen von dem fernen Sommer träumen,
kommen auf dem Grund gefasst zu liegen.
In der Abschiedsstunde kann der siegen,
der sich – wenn ihm Sterben widerfährt –
nicht vergeblich gegen Scheiden wehrt.

Problemlösung

Sind Probleme nicht zu fassen,
musst du sie erst kommen lassen,
ihnen klar ins Auge sehen,
um dann auf sie zu zugehen.

Allzu   früh sich um sie winden
lässt uns keine Lösung finden.
Ist der Zeitpunkt dann gekommen,
wird die Hürde leicht genommen,
die uns vorher bis dahin
niemals überwindbar schien.

Im Land Chopins

Im Land Chopins vermag zu rühren,
wenn wir im Innern wohlig spüren,
dass Menschen sich – wie Klänge – gleichen,
sich einig – seel’- verwandt – erreichen,
weil sie die gleiche Sprache sprechen,
um zu den Zielen aufzubrechen,
die über Grenzen uns vereinen,
vom Herzen her dasselbe meinen.
Wenn wir im Augenblick auch scheiden
–   die Freundschaft bleibt für alle Zeiten.

Begegnungen

So manche Begegnung wird im Leben
sich nur als Episode geben
im Reigen der Momentaufnahmen,
durch die wir nicht zur Freundschaft kamen.
Doch manche lernen wir auch lieben.
Sie sind im Herzen eingeschrieben,
im nachhinein nicht ganz zu fassen.
Sie werden nicht so schnell verblassen.
Der Eindruck, der am Ende bleibt,
wird das, was zueinander treibt.

An heiligen Orten

(Breslau)

Es genügt, still zu verweilen,
um daran sich selbst zu heilen.
Wichtig wird nicht, dienstbeflissen
alles Mögliche zu wissen
von Geschichte und Entstehen,
sondern jenen Geist zu sehen,
der durch Menschen einst als Ruf
solche großen Werke schuf.

Leidenschaft

So mancher Docht im Leben glüht,
auch wenn er sich allein bemüht,
das Wachs um ihn erkaltet ist.
Das Maß, mit dem er letztlich misst,
ist einzig die Solidarität,
die in den Zeiten zu ihm steht.

Zauberhafte Stadt

Krakau gewidmet !

Zauberbilder einer Stadt,
die wir tief im Innern speichern,
die das Herz erfahren hat,
werden lebenslang bereichern.

Immer wieder werden wir
durch die Stadt im Geiste streifen,
– uns erinnernd wieder hier –
ihre Schätze tief begreifen.

Selbst ihr fern, wird manches Bild
uns als Kostbarkeit verbleiben.
Was uns dauerhaft erfüllt,
wird uns wieder dorthin treiben.

Sternstunden der Begegnung

Wenn wir   jene   Wortwahl finden,
in der wir gemeinsam münden,
werden wir uns tief verstehen
und dieselben Ziele sehen.

Wir entdecken an uns Gaben,
die wir zu verschenken haben.
Was wir   gegenseitig   schenken,
wird den Blick   a u f   d a s   hinlenken,

was uns weiterhin verbindet
und die Grenzen überwindet,
die uns nur noch   scheinbar   trennen,
sobald wir uns "Freunde" nennen.