"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Musik

Klingende Brücke

Eine Ovation an verehrte Komponisten

Ihr scheint weit weg - seid mir doch nah.
Tönt euer Klang, weilt ihr gleich da,
als lebten wir zur selben Zeit,
gäbt mir auf meinem Wege Geleit.
Erinnerung bleibt jenes Band,
durch das ich stets neu zu euch fand.
Eure Musik, klingt weiter sie
- gestorben seid ihr für mich nie!

Überzeitliche Verbindung

für W.A. Mozart

Im Blick auf Jahre bist du fern
und längst auf einem andern Stern.
Doch durch die Strahlen deines Lichts
bist du uns nah. Und angesichts
d e r   Nähe, die uns tief verbindet,
die alle Zeiten überwindet,
hat unser Herz die Sicht erworben :
F ü r   u n s   bist du   n i e m a l s   gestorben!

Zeit-lose Klassik

Wenn Rhythmus unsere Seele hetzt
und tief in Vibration versetzt,
so wandert er auf schmalem Grat
und wagt als Wirkung den Spagat
zwischen Musikbegeisterung
mit einem regelrechten Schwung
u n d   Hektik schon im Trommelschlag,
dass Herz und Hirn nur rasen mag.

D i e   kommen ganz von selbst zur Ruh',
schließt Klassik   j e n e   Poren zu,
durch die der Alltag in uns dringt
und hektisch uns "auf Touren bringt".

Gedichtserie
Klang- Charakteristik
der Orchesterinstrumente

Prolog

In dem Orchester – wie ihr's kennt –
trägt stets ein jedes Instrument
auf seine Art zum Klangbild bei,
so unterschiedlich es auch sei.
Auf diese Weise dann entsteht
ein Klang, der uns zu Herzen geht.
Ein jedes Instrument besticht
mit der Art, wie es zu uns spricht
und führt ein eigene Welten ein.
Der Reigen soll eröffnet sein !

Opus 1 : Die Oboe

Dein Klang dringt uns an schweren Tagen
tief in die Seele durch dein Klagen.
0ffenzuliegen scheinen Wunden
aus schmerzlichen Erlebens Stunden.

Jedoch - bei allem Klagen, Leiden
enthüllst du auch ganz andere Seiten
und offenbarst: Im Lauf des Lebens
ist auch das Leiden nicht vergebens !

Dank zauberhafter Melodien
ist dir dein Klagen schnell verziehen!
Vermagst uns doch mit Ernst zu führen,
dass wir in uns die Weite spüren,

die Freiheit, die wir reich genießen,
wenn wir all jenes von uns wiesen,
was uns oft knechten will im Leben,
dem wir nur sträubend uns ergeben.

So kann dein Ernst uns deutlich weisen,
dass uns Erfüllung stets verheißen,
wenn wir im Leben und Gestalten
der weisen Mitte Waage halten.

Du lehrst, in Schwermut uns zu fassen,
um auch im Glück dereinst gelassen
die Gunst der Stunde zu ergreifen,
was unecht ist, von uns zu streifen.

Dein Klang - er wirkt gereift, erfüllt,
lässt ahnen, was das Sehnen stillt.

Opus 2 : Die Violine

Du hast die Gabe,   s o   zu juchzen,
dass jeder seinen Schmerz vergisst,
und bald danach auch   s o   zu schluchzen,
dass unser Herz zerrissen ist!

Du feierst Feste mit den Klängen
und jubilierst - der Lerche gleich,
entführst uns aus des Alltags Fängen
mit Schwung ins siebte Himmelreich!

In dir flackert das Puszta- Feuer
und glimmt verhalten   j e n e   Glut,
die uns im Leben wert und teuer:
Beharrlichkeit und Lebensmut.

Auf dir führt Phantasie den Bogen
und schafft die Klänge zauberhaft!
Aus deinem Spiel quillt – ungelogen! –‚
uns tief ergreifend, Lebenskraft !

Opus 3: Der Flügel

Dein Klangbild quillt aus beiden Händen
mit Macht und Pracht in unser Ohr.
Verzagtheit kannst du leicht beenden,
und flinke Läufe führ 'n empor

be-flügelt hin zu lichten Höhen
mit weitem Blick zum Horizont.
Mit Abstand lässt sich übersehen,
was wirklich sich im Leben lohnt

Wenn zarte Finger leise klimpern,
lockst du uns in der Träume Reich.
Dein Trillern kommt wippenden Wimpern
der Zauberfee im Märchen gleich.

Wie über Stufen, in Kaskaden,
so perlen sacht und stützen wild
die Klänge, um schließlich zu baden
am Fuß im Becken - still, erfüllt

Wenn zwei gar treu noch Seit' an Seite
im Melodienreigen zieh' n,
muss jäh in dem Moment für beide
die Zwietracht vor der Liebe flieh' n!

Opus 4: Das Horn

In deinem Klang — da ist gut ruhen!
Besinnung, Stille ist der Wald,
wo auf dem Gang mit leisen Schuhen
aus dir die Melodie erschallt.

Signal einst hoch vom gelben Wagen,
zur Jagd bis heut' in Wald und Feld,
willst du dem Wichtig- tun entsagen,
ertönst verhalten in der Welt,

in der das Hören uns vonnöten,
wenn uns der Lärm nach innen treibt,
da innerlich wir schnell veröden,
falls uns kein Raum zum Sinnen bleibt.

In deinem Klang lässt es sich wiegen
bedächtig hin zum Gleichgewicht
kommt Zwist im Innern zum Erliegen,
erstrahlt uns neue Zuversicht.

Opus 5: Das Violoncello

Was die Oboe bei den Bläsern,
das bist du in der Streicher Kreis.
Gleich rotem Wein in edlen Gläsern
verkostet man auf kluge Weis'

den ausgewog' nen Klang der Saiten,
der aus Gelöstheit nur entspringt!
Willst du uns mit Musik begleiten,
ist alles fern, was in uns dringt

mit lauten und mit schrillen Tönen.
Dein Klang bringt uns geschickt zur Ruh'.
Extreme lassen sich versöhnen.
Mit Frieden sind wir du auf du.

Und scheinst du auch einmal zu klagen
- dein Klang ertönt umhüllt mit Samt.
Wir spüren, dass in schweren Tagen
dein Seufzen aus der Sorge stammt,

dass wir nur noch den schrillen Tönen
unsere Ohren schmerzend leih' n,
anstatt gereift sich zu gewöhnen
daran ‚ nur Aug' und Ohr zu sein

für jene Bilder, Melodien,
die unseren Blick und Sinn geschult
für Blüten, die am Wegrand blühen,
wenn wir stets ziehen mit Geduld.

Opus 6: Das Fagott

Mit deiner tiefen, sonoren Stimme
meldest du dich bisweilen zu Wort
und spülst begütigend alles Schlimme,
was uns belastet, wohltuend fort.

Die Stimme - deiner Natur entsprungen -
kommt einem Wort des Weisen recht nah,
für die Unwichtiges schnell verklungen,
stetig gefasst, was immer geschah.

Bisweilen sind weise Stimmen selten
- wirklich gereift für das, was einst wird
und offen für die ewigen Welten,
sehend, was dort an Bedeutung verliert!

Opus 7 : Die Trompete

Du schmetterst die Fanfarenklänge
auf deinen Wegen weit voraus,
vertreibst aus der Verzagtheit Enge!
Und jeder bricht in Jubel aus,

wenn dein Signal Persönlichkeiten
von Rang und Wert vor Augen führt,
bei welchen man zu allen Zeiten
Berechtigung zum Auftritt spürt.

Zur Königin dereinst erkoren
in unserer Instrumente Schar,
umrahmst du Glanz, der – wie verloren –
im Alltag kaum mehr greifbar war.

Bei deinem Klang wird Geh' n zum Schreiten,
welches - besonnen - nie vergisst,
dass in der Hektik unserer Zeiten
der Wert des Weilens zeit - los ist.

Opus 8 : Die Querflöte

Du tänzelst in den höchsten Tönen
über die Wiesen der Musik
gleich Schmetterlingen, die verwöhnen
des wachen Auges offenen Blick,

der sich an allem Schönen weidet
und es in Dankbarkeit genießt,
der ebenso mit Nöten leidet
und Tränen ehrlich nur vergießt

Wenn du einst klagst in höchsten Tönen,
muss der Anlass gravierend sein.
Wer sonst s o zugetan dem Schönen,
stimmt - echt in Not - ins Klagen ein.

Dich schätzen alle, die in Tiefen
durch unseres Lebens Schatten geh' n,
vergeblich nach den Menschen riefen,
die hilfreich gern zur Seite steh' n.

D u   schließest spielend manche Wunde,
die schmerzte in dem Lauf der Zeit!
D u   schenkst im voraus eine Stunde
als Vorgeschmack der Ewigkeit!

Opus 9: Die Pikkolo-Flöte

D u   kokettierst mit kecken Pfiffen,
schlägst Salti fast im Übermut
und karikierst, was zu geschliffen
pathetisch kaum noch Wirkung tut.

Dem Marsch - mit Ernst zwar vorgetragen -
verleihst du zarte Leichtigkeit
und sprengst so manchen steifen Kragen
ganz "pfiffig" durch ein Narrenkleid,

in welches viele gerne schlüpfen,
um mit dir durch die Stadt zu zieh' n.
Mit dir versteht Musik, zu hüpfen,
dem harten Boden zu entflieh' n,

der uns bisweilen stößt, verwundet
und nicht nur immer stützt und trägt,
der uns im Fallen oft bekundet,
auf welchem Grund man sich bewegt.

D u   lässt uns auf die Sorgen "pfeifen"
- zumindest für den Augenblick!
Will uns das Leben zu sehr schleifen
- wir greifen gern auf dich zurück

Opus 10 : Die Klarinette

Du zeichnest gern verschiedene Typen
unter den Zeitgenossen
und treibst - sitzt du erst an den Lippen -
die allerkecksten Possen.

Den Tolpatsch, das Musikgenie
vermagst du zu vereinen.
D u   kennst im Rausch der Melodie
nur Jubel - nicht das Weinen !

Die Wortwahl für markanten Klang,
der dir von jeher eigen,
vermagst du – spielerisch im Gang –
wohlklingend aufzuzeigen.

Sooft ansonst ein Musikus
frei nach Belieben "dudelt",
hat er im Nu – dem Ohr Verdruss –
sein weißes Hemd besudelt.

Doch du verleihst in deinem Spiel
dem – stets bewussten – "Dudeln"
mit deiner Zunge Farbe, Stil.
Dein Steigen und dein Trudeln

beweist uns Virtuosität.
Und keiner wird zur Beute
der Trübsal, wenn er mit dir geht
– Prophet der Lebensfreude !

Schlusswort

Dies war der Instrumente Schar,
die heute vorzustellen war !
Ich hoffe, es hat Spaß gemacht
und auch Begeisterung entfacht,
die euch zu stillem Lauschen bringt,
wenn weiter hier Musik erklingt !
Dass euch hier dies zu Herzen geht,
wünscht euch nunmehr

MOZART - Gedenken

Es ist für uns in unseren Tagen
gedenkend   f a s t   n i c h t   zu ertragen,
dass du dir   s o o   v i e l   Ehr' erworben
u n d   vage bleibt, wie du gestorben.

Hat dir trotz aller Gunst das Leben
einst nicht, was du verdient, gegeben,
so möge dir der Himmel lohnen,
was du bewirktest. In uns wohnen
für alle Zeiten   j e n e   Gaben,
die wir   d i r   zu verdanken haben.

Heilsame Melodien

Uns begegnen an des Lebens Wegen
Melodien, die uns zu rühren pflegen.
Anstatt flüchtig nur vorbeizueilen,
nisten sie in uns, um uns zu heilen.

Während wir im Hören nun versinken,
Klänge - Edelsteinen gleichend - blinken,
können wir die Welt um uns vergessen,
was im Grund uns trägt und hält, ermessen.

Doch - die Zeiten weilend anzuhalten,
heißt : verharren, ohne zu entfalten,
was zum Wirken uns einst mitgegeben.
Beides zählt wohl zu erfülltem Leben:

weilend abzulegen unsere Lasten,
und den Weg vor uns gelöst ertasten,
aber auch: gekräftigt aufzustehen,
um mit neuem Mut ans Werk zu gehen.

Pforte zur Erinnerung

Musik verbindet uns mit Orten.
Sie öffnet neu versteckte Pforten,
um in Erinnerung zu baden.
Wir greifen auf den Zauberfaden,
der uns zurückführt zu den Stunden,
die wir als tiefes Glück empfunden.
Mag uns mitunter dieses fehlen –
Musik kann uns so neu beseelen.

Komponisten- Portraits

Frederic Chopin

Wenn Finger sich nach deinen Melodien bewegen,
wird tief in uns des Lebens Glut erneut entfacht,
verstehst du es doch trefflich in uns anzuregen,
was schlummerte und durch die Klänge neu erwacht.

Du tänzelst flink auf weißen wie auf schwarzen Tasten
und fühlst in märchenhaften Klängen dich zu Haus.
Mit deinen Melodien kannst du uns entlasten
von dem, was uns bedrückt. Wir atmen ein und aus,

um Seit' an Seit' mit dir den Rhythmus zu gewinnen,
der uns die Luft erhält und stets die Kraft beschert,
um jenen Dingen, die uns schnüren, zu entrinnen
und uns zu widmen allem Edlen unbeschwert.

Du streichelst aus den Tasten auch noch jene Klänge,
die wir in unseren Träumen nur erahnt, erstrebt.
Aus Harmonien formst du meisterhaft Gesänge,
in denen unser Liedgut auf den Lippen weiterlebt.

Ludwig van Beethoven

Dein musikalisch Werk ist oft ein zähes Ringen
mit dem, was sich dir auf des Lebens Wegen stellt.
D u weißt an erster Stell' ein Lied davon zu singen,
was Menschenkräfte fordert, was am Ende zählt.

Aus allem Ringen und Erliegen, schwerstem Leiden
geht doch letztendlich viel gestählte Kraft hervor.
Und nicht umsonst am Ende deiner Wirkens- Zeiten
steht für Erlösung jener hoffnungsvolle Chor,

der stimmgewaltig echte Freude allen kündet,
die sich durchs Leben schleppen ohne Zuversicht.
So dunkel alles war, was dieses Werk begründet
– d u führst aus Finsternis – bewegend – uns ins Licht.

Joseph Haydn

Den Fleiß in dir bewiesen Sinfonien.
Sie sind gar "kaiserlich" zu nennen.
D e r   Flair will dein Quartett durchziehen
für alle, die die Melodie erkennen.

Die Festlichkeit der Kaiserzeit
prägt ja dein ganzes Wirken.
Wer deinem Werk die Ohren leiht,
wird für die Lebensfreude bürgen.

Bedächtig bislang auch im Schritt,
wirst du für uns zum Philosophen
und pendelst gleich dem Uhrwerk mit
durch unseres Lebens unzählbare Strophen.

Alles dient, was von dir klingt mit Macht,.
die feierlichen, zeitlos gültigen Weisen,
dazu, im Lob die Schöpfungspracht,
den Urheber des Werkes, hoch zu preisen.

Wie leicht und froh dein Werk in Ohren klingt,
erhellst du mit Musiken unsere Zeiten
und zauberst uns - im Takt beschwingt –
aus heiterem Himmel "Haydn - keiten"!

Wolfgang Amadeus Mozart

Das Sonnenlicht der gnadenhaften Genialität
warf seine Strahlen dir von Jugend an auf deine Bahnen.
Wohin dein Weg im Laufe deines reichen Schaffens geht,
vermochten deine Hörer fasziniert, bewegt zu ahnen.

So wuchs ein Melodienschatz heran, der uns beschenkt
mit Klang der Lebensfreude in kapriziösen Spielen,
doch ebenso mit ernsten Harmonien, die gelenkt
von unserer Sehnsucht, Leidenschaft entsprungenen Gefühlen .

Du weißt auf Klaviatur des Lebens recht geschickt,
um Menschen aufzurichten, zu befrei' n, gelöst zu tanzen,
verlierst nicht, wenn das Leid die Seele schmerzt und knickt,
den klaren Blick zum Ewigen hin, zum letzten Ziel des Ganzen.

Recht früh berufen – allzu früh – in jenes ewige Reich,
hast du auf Erden zauberhaft in Melodien verkündet,
in deinem Schaffen den Propheten der Erlösung gleich,
worauf des Lebens tiefster Sinn beruht, wo er einst mündet.

Hommage an W. A. Mozart

Bewegend ist es,
zu verspüren, wie du,
vom echten‚ Schönen überzeugt,
aus deinen Werken Klarheit
und – bei aller Zartheit –Kraft
entspringen lässt.

Welche Minerale
an schöpferischer Energie
mussten in dir grundgelegt sein,
um sich im Quell deines Schaffens
zu lösen und sich zu verströmen.

Welche Wege, gepflastert
mit genialem Geschick,
mussten dir vorgezeichnet sein,
um sich über kantiges Geröll
eines Lebensschicksals hinweg
eine Bahn zu brechen
zu den Menschen, welche dürsten
nach deinem köstlichen Nass.

Wir verdanken dir Werke,
die uns zu überzeugen vermögen
vom Sinn unseres Wirkens,
die uns immer neu
den Mut verleihen,
unser Leben mit Hoffnung
und sinnerfülltem Tun
zu bereichern.

Versöhnende Melodien

Melodien können rühren
hin zu der Versöhnung führen
dessen, was im Innern streitet.
Unser Blick wird so geweitet,
dass wir nicht mehr unterliegen,
sondern nun mit Abstand siegen
über das, wovon wir träumten,
weil wir es einstmals versäumten.

Wer Musik so tief erfährt,
der erlebt auch ihren Wert.