"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

 A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  XYZ 

Reisen

Reisebedürfnis

Bislang drängt es, zu verreisen,
statt im eigenen Ort zu kreisen.
Dort kennt man alle und jeden
- reizen doch neue Tapeten,
einmal anderes zu sehen,
unbekannte Wege gehen.
Öffnen fern von unseren Pflichten
sich uns ungewohnte Sichten,
werden wir gern wiederkehren,
Horizont um uns zu mehren,
hierdurch unsere Sicht zu weiten
und in weites Land zu gleiten.

Verhängnisvolles Verschieben

So oft wir manche Reise planen
– das Leben weist uns andere Bahnen.
Doch gilt es, nicht ganz nach Belieben
so manche Reise zu verschieben.
Noch ehe es dazu gekommen,
sind wir von dieser Welt genommen.
Was wir nicht bald beherzt beginnen,
wird mit der Zeit der Hand entrinnen.

Die liebste Krankheit

Keine Krankheit ist mir lieber
als mein stetes Reisefieber.
Es lässt mich im Geist verreisen
zu recht angenehmen Preisen
und – was wir bislang erfahren –
was sich nicht lohnt, mir ersparen.

Traum-Reise

Ist derzeit Reisen uns verwehrt,
regt Fernweh sich umso vermehrt
zur Nacht in einem tiefen Traum.
Es führt uns fort in einen Raum,
wo unser Sehnen sich erfüllt
und Hunger nach der Weite stillt.
In dem Erwachen finden wir
erneut den Weg zu jener Tür,
die sich uns öffnet, uns entführt,
wenn unsere Seele Fernweh spürt.

Verinnerlichter Horizont

Mag mancher bis ins Alter reisen,
um sich und andern zu beweisen,
wie weit nun seine Sichten reichen
Reisen allein ist noch kein Zeichen.
Weite des Denkens – ganz tief drinnen –
lässt uns am Ende dies gewinnen:
dass wir die Welt im Ganzen sehen,
doch in Bescheidung es verstehen,
der Heimat Raum mit seinen Plätzen
genügsam ebenso zu schätzen.
Der Horizont im Innern gilt
als Maßstab sowie Muster – Bild.

Hauptsache weg

Hauptsache – egal, wohin.
Nicht hier zu bleiben,
das macht Sinn.
Den Traum
hab' ich mir
nun erfüllt,
die Sehnsucht
– lang gehegt –
gestillt.

Grenzenloses Reisen

Oft packt uns jäh das Reisefieber.
Wir lassen dann gern umso lieber,
was uns hier bindet, liegen, stehen,
weil wir ganz neue Ziele sehen.

Verwehren jedoch Alltagspflichten
–die wir nur unberührt verrichten –
uns eine heiß ersehnte Reise,
hilft nur Entflieh’n auf eigene Weise :

Wir reisen   eben in Gedanken
–   und überfliegen Grenzen, Schranken !

Tunnelfahrt im Zug

Beim Einfahren
in einen Tunnel
siehst du nicht mehr,
was vor dir liegt.

Du fährst ins Dunkel
des Ungewissen,
des Nichts.

Allein fliehende Lichter
an der Tunnelwand
signalisieren dir noch,
dass es vorangeht.

Beim Wiederauftauchen
aus dem Tunnel
entdeckst du
ganz neue Horizonte.

Zugfahrt

In den Zug
unseres Lebens
steigen immer wieder
andere ein.
Die meisten
fahren nur
einige Stationen mit,
steigen wieder aus
und gehen
ihre eigenen Wege
weiter.
Nur wenige
bleiben uns
erhalten
bis zur Endstation.