"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

 A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  XYZ 

Besitz

Besitzer-Konflikt

Gibt e i n e Hand d a s endlich weg,
was nicht mehr diente seinem Zweck,
holt oft zurück des andern Hand,
was diese d o c h n o c h nützlich fand.
Doch so verringert sich k e i n Berg,
der oftmals liegt und liegt. Das Werk,
zeitig zu geben dann und wann,
was a u c h n o c h a n d e r n helfen kann,
ruht lang , bis Einsicht aufgetaucht,
dass man es doch n i e m e h r gebraucht.

Unentbehrliches

Es fällt schwer: sich von dem trennen,
was wir unentbehrlich nennen.
Ist es – ehrlich – vorgekommen,
dass du es zur Hand genommen ?
Es ruft wartend oft bis morgen
– bis die Enkel es entsorgen.

Besitzdenken

Manchen Eigentümern
fällt es schwer,
sich von ihrem Besitz zu trennen,
obwohl sie ihn
nicht mehr nutzen können.
Der Eindruck entsteht,
sie möchten ihn am liebsten
an ihren Sarg binden,
um ihn mitzunehmen
in eine andere Welt .
Dabei wäre er
denen nach ihnen
so hilfreich.

Erstickende Fülle

Wer in der Fülle fast erstickt,
der fühlt sich manchmal gar beglückt,
wenn sich ein anderer an dem freut,
was er verschenkt und nicht bereut.

Besitz wird dir bislang zur Last,
wenn du ihn zu verwalten hast.
Der Weg wird leichter aus der Welt,
wenn eine Hand nur das behält,
was sie auch selber halten kann.
Hängt sie noch allzu sehr daran,
fällt einst das Abschiednehmen schwer.
Was uns entgleitet, zählt nicht mehr.

Nutz-lose Vorsorge

Wir „schonen“, horten manches Gut,
das – unbenutzt – in Schränken ruht
–   bis wir, von Erdenlast befreit,
schon ruhen für die Ewigkeit.

Was wir erworben zum Verbrauch
– dies nützt zwar unseren Erben auch,
doch gut, wenn man einst sagen könnt’:
Ich habe mir etwas gegönnt
– und dies, solang ich dann und wann
es zu Lebzeiten nutzen kann !

Besitzen mit Vernunft

Je mehr Raum wir Gütern geben,
um sie weiter aufzuheben,
desto mehr werden wir horten,
was sich aufhäuft allerorten.

Wenn sich fast die Schränke biegen,
weil wir jenem Reiz erliegen,
immer wieder zu erwerben,
was wir andern einst " vererben " ,

hilft nur, sich von dem zu trennen,
was wir bald schon " Sperr - gut " nennen,
in dem Sinn, dass es uns hindert,
dass Vernunft Besitz vermindert.

Wenn wir spüren, welche Räume
sich uns öffnen, werden Träume
von ersehnten Gütern, Dingen
wir in Zukunft leicht bezwingen !

Was wir dann noch uns bewahren :
nur , was wir als Wert erfahren,
wovon unser Inneres zehrt,
weil es   –zeitlos – sich bewährt !

Bewährtes

In gelöster Urlaubsrunde
singen wir zu später Stunde
wieder gern die alten Lieder
und hoffen doch, sie wecken wieder
unsere Erinnerungen
an ferne Zeiten, die verklungen.

So sehr wir auch auf Zukunft schwören
– wir möchten   immer neu das hören,
das wiederbringt, was doch vergangen,
nach dem – vergeblich – wir verlangen.

Bewegende Begegnung

Die Begegnung mit Menschen,   die ihr Leben
mit all seinen Schattenseiten und Abgründen
trotz alledem zu meistern versuchen,
lässt unsere eigenen Sorgen klein werden
vor der Größe solcher Menschen.

Solch eine Begegnung
verleiht uns auch die Kraft,
eigene Hürden wieder ermutigter anzugehen
und   solche Menschen dazu zu ermutigen,
ihre Hemmschwellen für ein unbeschwertes Leben
nicht mehr für unüberwindbar zu halten.

Bewegende Ideen

Bislang bewegen uns Ideen,
die wir als Lichtblick vor uns sehen.
Wenn sie auch erst an Fakten scheitern
–   das Denken werden sie erweitern.
Wenn sie auch keine Glut entfachen
–   wir können nicht so weitermachen,
als ob wir gar nichts davon wüssten.

Wir spüren, dass wir ändern müssten,
was wir als unbedenklich pflegten
Der erste Schritt –   wenn wir ihn hegten ! –
eröffnet Denken neue Räume
und ließe blühen jene Träume,
dieenge Sichten überwinden
und zur Gerechtigkeit hinfinden.

Bewegende Machtlosigkeit

Manchen Gefühlen
erliegen wir wehrlos.
Wenn sie aufkommen,
vermögen wir sie
weder zurückzuhalten,
noch zu steuern.

Wir können nur
im nachhinein
zu ihnen stehen
und ihnen
das abgewinnen,
was uns daran
(über-)leben hilft.