"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

 A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  XYZ 

Gerechtigkeit / gerecht werden

Ausgleichende Gerechtigkeit

Das Leben schafft im Lauf der Zeit
am Ende doch Gerechtigkeit.
Wie oft hat doch schon mancher Schuft,
der allzu lang betrügt und blufft,
am Ende doch was überseh'n.
Er sieht sich vor Ruinen steh'n,
wenn das , was er für trickreich hält,
im Nu in sich zusammenfällt.

Mehr-wert der guten Tat

In der Trübnis etwas Glanz
und – gediegen !   – Eleganz
kann dem Leben da s verleih'n,
was ihm Hoffnung bringt im Sein.

Peinlich   wirkt die Glimmerwelt,
die sich für den Nabel hält,
um den sich die Menschheit dreht
–ganz egal, wie schlecht ihr's geht.

Solang' viele nicht mehr seh'n,
wie sie weiterhin besteh'n,
wandelt Luxus sich zur Schuld
und verdient nicht mehr Geduld,

bis ein jeder   das   erreicht,
was als Hoffnung ihn beschleicht,
bis   der   Letzte   endlich teilt,
was die Nöte lindert, heilt.

Benefiz in aller Ehr'
– gibst du   ohne   Prunk   das   her,
was der Andere entbehrt,
ist die gute Tat mehr wert !

Was man dabei ganz vergisst :
dass es recht und billig ist,
das zu teilen , was man hat !
Nur   so wendet sich das Blatt
zwischen Arm und Reich zur Zeit
wahrlicher Gerechtigkeit.

Wo Gerechtigkeit beginnt

Mit der Freiheit,
uns selbst zu nehmen,
was uns zusteht,
beginnt die Verantwortung dafür,
was wir uns nehmen.

Nehmen wir uns,
was anderen fehlen wird,
so bedeutet dies
Raub am anderen.

Gerechtigkeit beginnt dort,
uns nur nehmen,
was uns wirklich zusteht.

Letzte Rettung

Jene Schere, die im Leben
Die trennt, die sich überheben,
von den anderen, die leiden,
wird schließlich   die oben   schneiden.

Die Enttäuschung, klar zu sehen,
wie sie eiskalt es verstehen,
für   sich   selber   nur   zu sorgen,
rächt sich – jetzt   schon   sichtbar – morgen.

Wenn   die   Guten   sich verweigern,
wird dies nur die Wirkung steigern
derer, die für Willkür bürgen
und den Untergang bewirken.

Nur   die   Umkehr   zu   den   Werten
– sie   missachten heißt : gefährden –,
die das Recht am Leben hält,
rettet letztlich unsere Welt.

Lebens-Gerechtigkeit

Allem und allen
kannst du nie gerecht werden.

Ausschließlich allen anderen
gerecht zu werden,
wäre dir selbst gegenüber ungerecht.

Die Gratwanderung zwischen
dem Recht anderer auf dich
und deinem Recht auf Verständnis
für das, was   für   dich
von Bedeutung ist,
kann nur gelingen,
wenn jeder dem Anderen
den Freiraum zugesteht,
den er zum (Über-) Leben benötigt.