"Gedicht-Schatztruhe"
Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert
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Licht
Kerzenlicht
Kerzenlicht genügt allein,
von all dem befreit zu sein,
was zu Aktivismus drängt,
unser Wirken so beengt.
Das Verharren in dem Licht,
wenn die Stille zu uns spricht,
schenkt uns neu das rechte Wort,
um an uns bestimmtem Ort
d a s zu sagen, was dann gilt
und die Zeit mit Sinn erfüllt.
Endloses Glühen
Eine Kerze glüht am Ende,
als ob dies kein Ende fände,
strahlt ihr Licht aus unbekümmert,
auch wenn es bald schwächer schimmert.
Schon die Freude an dem Glühen
lohnt das eigene Bemühen.
Was die andern hierbei denken,
kann das Feuer nicht beschränken.
Wenn den Docht die Kraft verlässt,
bleibt Erinnern, wie ganz fest
eine Kerze s o l a n g glüht,
wie sie sich darum bemüht.
Verkanntes Licht
Leuchtet auch noch so hell ein Licht
– Erwartung, der es nicht entspricht,
hat es voreilig oft verkannt
und durch Ver-blendung es verbannt.
An einen andern Platz gestellt,
erhellt es eine neue Welt,
die an dem Licht sein Leuchten schätzt,
weil es, was fehlte, ihr ersetzt.
Für dieses Wirkungsfeld Gewinn ,
entdeckt das Licht neu Lebens - Sinn.
Licht-Blicke
Instinktiv schwenkt unser Auge hin zum Lichten,
um sich daran – hin zur Hoffnung – aufzurichten.
Wo am Himmel helle Zonen lockend winken,
will das Auge darin träumend tief versinken.
Die Gedanken, die nun leichten Fußes ziehen,
wagten – selbst-befreit – aus engem Raum zu fliehen,
hin zu neuen Ufern und zu lichten Küsten.
Wenn die Menschen mehr um solche Wege wüssten,
würden nicht so viele in den eig’nen Mauern
still verkümmern und in Ängsten kauern.
Wenn wir jeden Augenblick dem Leben weihen,
werden wir uns hin zu dessen Sinn befreien.
Neuentdeckung
Wenn Regen-Grau den Hintergrund bestreitet,
wird unserer Sicht – gereift – dafür geweitet,
wie reich sich zeigt das Farbenspiel des Grünen,
das uns bisher als Einerlei erschienen.
So müssen trübe Zeiten uns belehren
und lang Verkanntes zu dem Licht hin kehren.
Licht zum Überleben
Ist es um uns grau und trist
–was ein Teil des Lebens ist –,
gilt es, selbst ein Licht zu zünden,
in dem wir und andere münden,
wenn wir einst kein Licht mehr sehen
und die Welt nicht mehr verstehen.
Was im steten Trott der Welt
Menschen noch im Leben hält,
sind die immer neuen Gesten,
die aus Lethargie erlösten
und ermunternd als Gebärden
uns zu Hoffnungszeichen werden.
Lichterketten
Lichterketten
am anderen Ufer
erscheinen immer
verlockender als jene,
unter welchen wir
selber sitzen.
oder :
Die Kunst,
einen Urlaub
zu genießen,
besteht darin,
nicht die Lichterketten
am anderen Ufer
reizvoller zu finden,
sondern jene zu schätzen,
unter welchen wir sitzen.
Leo – nie !
Der Leo liebte Leonie,
doch diese sagte: „Leo – nie !“
Als sie jedoch sein Konto sah
– da sagt sie plötzlich :“Leo – ja !“
Leuchtkraft
Die Sterne leuchten still und stumm.
Um ihren Bann kommt nicht herum,
wer ihre Botschaft deutlich spürt :
wie die Bescheidenheit berührt.