"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Literarische Ernte der Reise
auf Hermann Hesses Spuren 2011

Lichter über’ m See

Hegne/Gaienhofen

Der Blick zu Lichtern über' m See
als Brückenschlag in ihre Näh'
vereint uns durch die lange Nacht
im selben Geist, der stetig wacht.´

Was uns – oft grenzenlos – bewegt
an gleichen Sorgen – dies belegt :
Wir sitzen doch mit Freud' und Not
Ein Leben lang im gleichen Boot.

Rückkehr ins Glück

Gaienhofen

Kehren wieder wir nach Jahren
an Orte, wo wir glücklich waren,
erwachen neu die alten Bilder.
Wir streifen nunmehr noch erfüllter
durch all die wohlvertrauten Orte,
und an die Stelle vieler Worte
tritt nun das innere tiefe Glück.
Wir sind – fast wie zu Haus'– zurück.

In Hesses Garten am Erlenloh

Ein Platz mit zauberhaftem Blick
bringt uns das Paradies zurück,
das zwischendurch verloren ging
dem, dessen Herz an Dingen hing,
die flüchtig, weil vergänglich sind.
Wer wieder Sinn dafür gewinnt,
vermisst gar nichts, wenn er verweilt
und seinem Alltag so enteilt.

Eigenwelten

Wir schaffen unsere Eigenwelten,
in denen die Gesetze gelten,
die wir zutiefst für sinnvoll halten,
dank derer wir uns frei entfalten.

Mag auch nicht jeder uns verstehen,
warum wir solche Wege gehen,
die anderen verworren scheinen
– sind wir nur mit uns selbst im Reinen.

Selbstbewusster Geschmack

Ein jeder Mensch muss selber wissen,
was ihm gut tut und was nicht,
wofür er seine Fahne hissen
möchte, was zum Herzen spricht.

So manches, was die andern loben,
gibt und sagt ihm letztlich nichts.
Was sie sich zum Idol erhoben,
bleibt stets Sache des Gewichts.
Was wir im Lauf des Lebens schätzen,
wirkt im Grund nur dauerhaft
und ist niemals zu ersetzen,
schenkt es uns zum Leben Kraft.

Auswahlprinzip

Bücher werden bald verstauben,
deren Inhalt wir nicht glauben,
die uns nichts zum Leben geben,
uns nicht Mut und Hoffnung heben.

Vieles wurde schon geschrieben.
Ist es Theorie geblieben,
wird es keinen Funken zünden,
dieser nie im Feuer münden.

Nur ein Buch, an dem du reifst,
wird zum Schatz, nach dem du greifst.

Hoffnungsfahrt

Auf dem Weg nach Süden

Wir fahren hin durch enge Klüfte
nach Süden, wo wir laue Lüfte
und Sonne der Befreiung suchen.
Wir möchten Zeiten dort verbuchen,
die keinen Ehrgeiz mehr entfachen,
uns weise und gelassen machen.

Wir hoffen, dass aus solchen Sphären
wir aufgerichtet wiederkehren,
um in des Herbstes trüben Tagen
des Winters Nahen zu ertragen.

Bis dahin geh' n wir Schritt für Schritt
bedächtig im Genießen mit.

Gewichtung

Lugano

Wir geben – aus begrenzter Sicht –
dem, was uns wert ist, sein Gewicht.
Mag andern anderes wertvoll sein
– wir wählen selbstbewusst allein,
was uns zutiefst am Herzen liegt,
weil letztlich doch die Einsicht siegt:
Das, was wir schätzen, wird Gewinn
und gibt dem Leben seinen Sinn.

Lugano 2011

Die Zauberlage ist das Eine
– der andere Eindruck, wie ich meine :
Der Stadt will wohl das Schicksal winken,
in Geld und Trubel zu versinken.
Wie hat wohl Hesse einst vor Jahren
das Leben in der Stadt erfahren,
dass er –vom Süden angezogen –
den Wechsel hierher einst erwogen ?

Er fühlte wohl zu seiner Zeit
den Himmel nah und sich befreit.

Zeit-gemäß

Ich wehre mich – wie's viele treiben –
nur immer "zeit - gemäß" zu schreiben.
Die Zeiten werden sich stets wandeln.
Mit ihnen ändert sich das Handeln.
Es gilt, die eigenen, inneren Zeiten
bewusst entschieden zu begleiten,
statt – um mich schielend – abzuwägen,
wie wir sie günstig für uns prägen.
Für unser Leben wird einst bürgen,
was wir aus innerem Antrieb wirken.

An Hesses Grab

Dank für die Ermutigung,
für den klug bedachten Schwung,
den du uns dein Leben lang
lehrtest, und was in dir schwang,
lebte in dir weiter fort
bis zu diesem Ruhe -Ort.

Wir vermögen hier zu heilen,
wenn wir ganz beseelt verweilen.

Calw-Gaienhofen-Montagnola

Im Dreier-Schritt auf deinen Spuren
durchziehen wir beseelt die Fluren,
die dir in lichten, trüben Tagen
trotz allem Los am Herzen lagen.
Wir spüren hierbei auch dein Ringen,
besonders tief vor allen Dingen
den Sieg , den du errungen hast,
befreit von aller Erden-Last.

Monte San Salvatore

unterwegs am Monte San Salvatore

Aufgestiegen hin zum Blauen,
bleibt uns nur noch Schweigen, Schauen,
in dem Ausblick sich zu wiegen.
Unsere Gedanken fliegen
weithin über alle Grenzen,
die mit Reiz der Ferne glänzen
und im Dunst mit Licht verschwimmen.
Hoffnungsfunken in uns glimmen,
dass wir aus dem Zug zum Wesen
immer neu uns von dem lösen,
was das Herz auf Erden bindet,
bis es seine Ruhe findet
an dem Ende unserer Zeit
einstens in der Ewigkeit.

Abstieg

Unterwegs am Monte San Salvatore

Bilder von den lichten Höhen,
die durch unsere Seele wehen,
werden uns das Tal erhellen,
wo wir uns den Pflichten stellen,
die wir neu mit unseren Gaben
täglich zu erfüllen haben.

Abschied von Montagnola

Es fällt schwer, von dir zu scheiden.
Allzu dicht waren die Zeiten,
diese reich erfüllten Tage,
Bilder, die ich in mir trage..
Diese werden bald verblassen,
doch mich auch tief sehnen lassen
nach den Stätten des Erlebens.

Füße sträuben sich vergebens
gegen auferlegtes Gehen,
und schon heut' im Geiste sehen
wir erneut uns an den Orten,
wo statt allzu vielen Worten
das Erinnern uns beschenkte
und den Blick zum Glück hinlenkte,
das uns einst hier widerfuhr
auf beseelter Dichter-Spur.