"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Mensch/lichkeit

Sonderangebot "Mensch"

Eine Chance zu bekommen,
sich mit dem Gelernten zu bewähren
und von anderen gebraucht zu werden,
ermutigt in jungen Jahren dazu,
Erfahrungen zu sammeln
für das beginnende Lebenwerk .

In vorgerücktem Alter schenkt dies
die beruhigende Sicherheit,
mit den eigenen Gaben und Erfahrungen
zum Gestaltungsprozess
eines erfüllenden Lebenswerks
einen Beitrag leisten zu können.

Sobald jedoch diejenigen,
welche ihre eigenen Anfangserfahrungen
längst aus ihrem Gedächtnis
gestrichen haben,
darüber bestimmen,
wer eine Chance erhält,
ist die Menschlichkeit mit ihrem Werben
für Gerechtigkeit
aus unvergess-licher Dankbarkeit
am Ende.

Dann werden
noch so wertvolle Menschen
mit ihren Begabungen und Erfahrungen
zur "Massenware"
auf dem Markt der Arbeit,
wo die "Kunden"
nur noch jene "Früchte" auswählen,
die gleich Sonderangeboten
bei "höchstmöglicher Frische"
zum günstigsten Preis
die größtmögliche Effizienz
zu gewährleisten versprechen.

So manches wertvolle Gut
an Begabungen und Erfahrungen
bleibt dabei unverdient
in den Regalen und Warenkörben
des Marktes liegen.

Für andere Insel sein

Wie eine Insel sein,
herausgenommen aus den Wogen
und dem Lärm
alltäglicher Geschäftigkeit

für Menschen, die bei uns
wohlvertraute Träume wiederentdecken,

für Menschen, die bei uns
Ruhe und Halt suchen,
um neue Kraft zu schöpfen,

für Menschen.
die nach Zeiten des Verweilens
von uns aufbrechen
mit Mut zu neuen Taten

Solch eine Insel
vermögen wir nur zu sein,
wenn wir uns selbst nicht
von jeder Welle mitreißen lassen,
sondern uns
in uns selbst verankern,
wenn wir Halt gewinnen
am Ur-gestein
gesunden Selbstvertrauens,
uns verwurzeln
im Ur-Grund
gesicherter Überzeugungen
als Fundamente,
die uns tragen.

Flüchtige Eindrücke

Manche Menschen gleichen Wolken.
Ihre Wandlung zu verfolgen,
scheint bisweilen aussichtslos.

Wirkt ihr Bild erst riesengroß,
ist es bald darauf verflogen,
weil sie rastlos weiter zogen.
Von dem Flair des Angesichts
bleibt am Ende wirklich   nichts.
Doch der Himmel – endlos, weit –
dehnt sich   über Raum und Zeit.

Verlust des Menschlichen

So vieles geht heut’ automatisch,
wirkt deshalb auf uns nicht sympathisch.
Was wir wortwörtlich „mensch - lich“ nennen,
das kann ein Automat nicht kennen.
Ein Mensch – der kann noch selber denken,
ein Fließband nur mechanisch lenken.
Ein Kopf, der kann noch reagieren,
ein Knopf nur den Befehl ausführen.
Das Menschliche bleibt auf der Strecke,
Gefühle kauern in der Ecke.
Was man erspart dabei an Zeit
–das kostet uns viel Menschlichkeit.