"Gedicht-Schatztruhe"

Gedichte - alphabetisch nach Stichworten sortiert

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Nacht

Verarbeitung eines Tages

Die Bilder eines Tages leben,
verwehren, sich in Schlaf zu geben.
Es gilt sie sorgsam zu gewichten
und auf Bedeutung hin zu sichten.

Haben wir Einsicht gewonnen,
was bewährt ist, was zerronnen,
können wir in Schlaf hinsinken
und aus dem Fluss der Träume trinken.

Erweckende Gedanken

Gedanken, die Feuer entfachen,
lassen uns zur Nacht erwachen,
um Vorhaben, die wir schätzen,
zügig sofort umzusetzen.

Ist die Lösung dann gefunden
gönnen wir uns wieder Stunden,
wo wir in den Schlaf hin gleiten,
um am Morgen dann beizeiten
frisch gestärkt ans Werk zu gehen
und es trefflich zu bestehen.

Weckende Gedanken

Gedanken haben manche Nacht
– uns weckend – um den Schlaf gebracht.
Was in uns schlief, erwacht nun neu.
Es regt uns an – uns selber treu –
dem Ruf zu folgen, der uns führt.
Zu solcher stillen Stunde spürt
die Seele, wovon sie sich nährt,
woraus sie Kräftigung erfährt.
Nun komme ruhig neuer Tag !
Was er uns dann auch bringen mag
– wir wissen um den Weg, das Ziel.
So feilen wir an dem Profil,
das unser Leben kostbar macht.
Wir opfern gern den Schlaf zur Nacht,
wenn wir aus ihr geläutert geh' n
und unsere Bestimmung seh' n.

Unverdautes

Unverdautes hält uns wach
geht uns in der Nacht noch nach.
Was uns nachhaltig berührt
und im Denken weiterführt,
lässt uns erst zum Schlaf in Ruh',
klappen wir entschlossen zu
das Kapitel in der Nacht,
das uns um den Schlaf gebracht.

Wache Stunden

Wieder eine solche Nacht,
die der rege Geist durchwacht,
der zum Griff zur Feder treibt
und beseelt das niederschreibt,
was uns innerlich bewegt,
ehe sich die Wallung legt.
Dann erst kommen wir zur Ruh'.
Schlaf drückt sacht die Augen zu

Regen-Nacht

Tobt um uns noch so sehr der Regen
– wenn wir uns im Atoll bewegen,
in dem wir uns geborgen wissen
und in der Ruhe nichts vermissen,
fließt an uns – ganz gelassen, munter –,
was uns beirren möchte runter.

Wache Zeiten

Zeiten, die wir glatt verschlafen,
werden uns hernach bestrafen.
Was wir ganz bewusst durchleben,
wir uns einst   d i e   Kräfte gegeben,
um das Leben zu gestalten
und   d i e   Gaben zu entfalten,
die in unserem Innern liegen
Letztlich wird die Einsicht siegen,
dass die so durchwachte Zeit
zu uns selber hin befreit.

Nächtliche Erhellung

Wie oft hat gerade eine Nacht
mit ihrem Dunkel Licht gebracht.
Die Stille, die uns nun umhüllt,
legt frei des Lebens wahres Bild.
Wir gehen erleuchtet in den Tag
auf das zu, was er bringen mag
und schätzen auch zu ihrer Zeit
die Botschaft mancher Dunkelheit.

Schlaflose Nacht

Dass wir im Alter manche Nacht
zunehmend schlaflos zugebracht,
rührt wohl daher, dass wir das seh'n,
dem wir gefasst entgegen geh'n:
dem Lebensende, das verfehlt,
wer es verschläft. Letztendlich quält
nicht Schlaf, den man hierbei entbehrt,
vielmehr versäumter Lebenswert

Schlaflose Nacht

Das, was dich in mancher Nacht
ruhe-los und schlaflos macht,
ist etwas, was dich bewegt
und sich erst dann wieder legt,
wenn du tust, was dich erfüllt.
Was aus solchen Stunden quillt:
jene Kraft, die in der Welt
dich im Schaffen trägt und hält.

Schlaflose Nacht

Was dir am Tag
begegnet, widerfahren ist,
was du geschluckt,
jedoch   noch nicht
verdaut hast,
hält dich in der Nacht
schlaflos.

Erst wenn du es
verarbeitet hast,
vermagst du friedlich
– mit dir im reinen –
einzuschlafen.

Wohltuend

Die Nacht deckt still, doch wahrnehmbar
verständnisvoll das zu, was war :
was uns am Tag noch Sorgen macht
und Zweifel an uns selbst entfacht .

Ein tiefer Schlaf macht uns gesund,
bereitet für uns neu den Grund,
auf dem wir zuversichtlich steh’n.
Das Leben wird schon weitergeh’n .

Schlaflose Nacht

In der Schwebe
zwischen gestern und morgen
über der inneren Kluft
zwischen Absprung und Landung,
in einer Hängematte
mit beträchtlichen Abständen
zwischen den Seilen
ist keine Ruhe zu finden.

Die Seele
hängt durch.

Wie es war,
soll es nicht mehr werden.
Wie es sein könnte,
scheint unerreichbar.

Also bleibt nur
geduldiges Flügelschlagen
bis sich der Fels   der Rettung zeigt.

Doch selbst
des Adlers Schwingen
ermatten mit der Zeit
bei stetigem Kreisen
auf der Stelle
kurz vor dem Fall
in die Tiefe.

Reif-liche Klärung

Was am Tag uns aufgebracht,
klärt sich oft zu stiller Nacht.
Im Besinnen dann versinkt,
was uns doch nicht weiterbringt.

Was uns jedoch von Gewicht,
wacht neu auf im Morgenlicht,
bleibt uns als Erfahrungsgut
und verschafft uns neuen Mut,
abends neu herauszulesen,
was von dauerhaftem Wesen.

Erleuchtung

Oft schon
hat uns
dunkle Nacht
durch Erhellung
Licht gebracht.

Schlaflos

Was uns besorgt und manche Nacht
durch diese Sorge schlaflos macht :
dass trotz des Elends – gleich den Schafen –
viele – mit dickem Fell – doch schlafen.

Gnade den Braven

Jederzeit tief, fest zu schlafen
bleibt die Gnade aller "Braven".
Ruhelose derweil spüren
das Bedürfnis, sich zu rühren.

Wenn sie mit Gewohntem brechen,
droht zu schnell der Ruf des "Frechen",
das sich scharfe Zungen leistet,
sich zu kühnem Wort erdreistet.

Was uns weckt, wird uns bewegen,
Zunge, Hand mit Kraft zu regen,
um gestaltend auszudrücken,
was es gilt, zurechtzurücken.

Mancher, den dies tief empört,
fühlt sich nur im Schlaf gestört.

Nacht-Erfahrung

Ist es auch Sitte, dass die „Braven“,
wie es sich ziemt, zur Nachtzeit schlafen
– wer dann in Einsamkeit noch wacht,
hat oft schon einen Fund gemacht,
der ihm das Dunkel seiner Welt
– gleich einem Sternenstrahl – erhellt.

Wie an der Kerze weicher Wand
das heiße Wachs den Durchlass fand,
so öffnet sich der Seele Tor,
bringt lang Verborgenes hervor,
wenn einer an die Schale rührt
und, was dort siedet, weise spürt.

Gelungener Auszug

Wie schnell ist doch ein Tag verbracht !
Schon naht erneut die lange Nacht.
Die Spannung wächst : In welchem Traum
eröffnet sich uns jener Raum,
der uns der Wirklichkeit entzieht,
indem die Seele alles flieht,
was sie bedrängt, was sie bedrückt ?
Der Auszug ist uns dann geglückt,
wenn wir aus einer Nacht erwachen
und uns gestärkt an Tagwerk machen.

Nachklang

Wenn fern des Tages in der Nacht
so manches Bild erneut erwacht,
gewichten wir mit Abstand neu,
was dabei von Bedeutung sei.

Im Augenblick ist nicht zu seh’n
und schon als Fügung zu versteh’n,
wem wir da wohl begegnet sind.
Nur wer geduldig lebt, gewinnt
am Ende Einsicht für sich klar,
warum der Tag so wichtig war.